Micha­el Geib bei einem musi­ka­li­schen Bei­trag

Im Rah­men von „Lau­tern liest” las am 22. Juni Micha­el Geib aus Wer­ken von Hein­rich Kraus (1932–2015). Die Lei­te­rin der Pfalz­bi­blio­thek Clau­dia Ger­mann kämpft gegen das Ver­ges­sen um den „bedeu­tends­ten zeit­ge­nös­si­schen Mund­art­au­tor des pfäl­zi­schen Rau­mes”, wie Dr. Rudolf Post einst sag­te. Ende letz­ten Jah­res fand eben­falls eine Kurz­le­sung im sel­ben For­mat statt. Ger­mann lob­te Kraus, des­sen Leben das Dich­ten war und breit auf­ge­stellt war.

Kraus wuchs im Saar­land auf und zog 1964 nach Mies­au. Sei­ne Mund­art stellt eine Misch­form dar, wobei er fort­wäh­rend mit Kri­tik zu kämp­fen hat­te, er saß da zwi­schen den Stüh­len.

Beson­ders ver­deut­licht wird es in:

MUNDARTDICHTER-MALHÄR

Saar­län­ner sahn:
Das isch jo Päl­zisch!

Päl­zer:
Das klingt awer saar­län­nisch!

Misauer grumm­le:
Wo stammscht’n du her?

Ab 1980 ver­such­te Kraus, sich als Autor selbst­stän­dig zu machen, was mehr oder min­der gut gelang. Eine Fami­lie galt zu ernäh­ren. Von ihm stam­men ca. 40 Bücher und unge­fähr 4000 Gedich­te. Die Pfalz­bi­blio­thek erb­te 2016 sei­nen lite­ra­ri­schen Nach­lass. Vie­le Tex­te besit­zen einen humo­ris­ti­schen, fast schon distanz­lo­sen Cha­rak­ter, aber Tief­gang, kri­ti­sche Beäu­gung und Selbst­iro­nie feh­len eben­so nicht. Micha­el Geib wies auf sei­ne Trau­ma­ti­sie­rung durch Bom­ben­an­grif­fe im Zwei­ten Welt­krieg hin. Dies führ­te zu sei­nem pazi­fis­ti­schen Ein­schlag. Im Mies­au Army Depot wur­den zeit­wei­se che­mi­sche Waf­fen gela­gert, was ihn sehr betrof­fen mach­te.

KRIESCH

Ich war e Kind; un doch, ich han’s erläbt:
Die Nächt han schwarz gebrummt von Bom­ber­schwärm.
Ich bin wie blind durch Dun­kel­hät gerennt,

.…

Die Pan­zer von de Fein­de in de Stro­ße,
Sol­da­te hin­ne­dran mit de Geweh­re …
Wer schießt äm dot? Wer bringt äm um? Die Angscht!

Am Nach­mit­tag fand eine Frie­dens­de­mo mit dem Mot­to „Stopp Ram­stein” im Zen­trum von Kai­sers­lau­tern statt.

Hein­rich Kraus erhielt 1984 für sei­ne Ver­diens­te den Pfalz­preis für Lite­ra­tur. 2006 wur­de er mit dem Bun­des­ver­dienst­kreuz aus­ge­zeich­net.
Anzu­mer­ken sei, dass die Besu­cher­re­so­nanz nicht all­zu hoch aus­fiel, nahe­zu zeit­lich par­al­lel fand in der Stadt­bi­blio­thek eine Lesung statt.

Quel­le: Art­kel im Wochen­blatt Kai­sers­lau­tern vom 28.6.24