Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe zum Thema Wandermusikanten stellten Bettine Wagner-Friedewald, Peter Herzer und Maria Wagner-Herzer am 10. Nov. im Blüchersaal von Schloss Veldenz Lauterecken ihre Texte vor. Zudem wurde an Schriftstellerin Marliese Fuhrmann (1934–2015) erinnert, die das eindrucksvolle Buch „Kuckucksruf und Nachtigall” über das Westpfälzer Wandermusikantentum geschrieben hat.
Das Gewerbe sorgte von etwa 1850 bis zum Ersten Weltkrieg für einen gewissen Wohlstand in dem von Hunger, Arbeitslosigkeit und Kriegsfolgen gezeichneten Nordpfälzer Bergland. Tausende Musiker zogen durch die ganze Welt, manche wurden berühmt, wie etwa Georg Drumm mit seiner Komposition „Hail America”. Davon zeugen zwei Museen in Mackenbach und auf der Burg Lichtenberg. Zwischen den beiden Weltkriegen waren die „Mackenbacher”, so die generelle Bezeichnung für viele pfälzische Musikanten im Ausland, oftmals im Zirkus und in großen Orchestern wie etwa der Bostoner Symphonie zu finden.
Für die musikalische Umrahmung sorgte der Posaunist Gabriel Herzer, der zuweilen Gast bei den Neuen Wandermusikanten unter Leitung von Roland Vanecek ist (Lichtenburgpreisträger des Musikantenlandes (2005–2008)). Gabriel Herzer, Schüler von Bernhard Vanecek und Tayfun Ates, steht schon seit vielen Jahren mit etlichen Bands auf der Bühne. Sein Schwerpunkt liegt im Rhein-Neckar-Raum. Er ist Mitglied von IG POP, welche kürzlich von der Bürgerstiftung Mannheim den Sonderpreis „Helden der Straße” in Höhe von 3000€ erhielten.
Bettine Wagner-Friedewald ist eine Lyrikerin aus Kaiserslautern und Mitglied des Literarischen Vereins der Pfalz. Bisher veröffentlichte die friedensbewegte Heilpraktikerin drei Gedichtbände. Sie trug empathisch drei gereimte Texte vor und einen flotten Rap – mittels des Refrain band sie geschickt die Gäste zum Mitmachen ein. Zwischen den Texten gab es jeweils einen kurzweiligen Beitrag von Gabriel Herzer im Geist der Wandermusikanten.
als die dürren jahre kamen
lockte sie die neue welt
was sie hier auch unternahmen
immer fehlte gut und geldbrotlos waren diese jahre
aus der kunst die rettung kam
musik war nun die bessre ware
so mancher jetzt sein bündel nahmfrauen blieben mit familie
auf dem hof im dorf zurück
versorgten felder kinder alte
die männer suchten fern ihr glück
(Aus „in zeiten der wandermusikanten”, von Bettine Wagner-Friedewald)
Maria Wagner-Herzer, geb. und wohnhaft in Lauterecken, wirkt als Musiklehrerin in der ganzen Region und schreibt vor allem Märchen und über ihre zahlreichen Reiseerlebnisse. Sie stellte ihre Geschichte von Schlomo, dem jüdischen Wandermusikanten vor, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf eine große abenteuerliche Tour nach Nord- und Südamerika geht. In einer Nacht hat Schlomo einen Alptraum, hört die Stiefel der marschierenden Nazis, ahnt das fürchterliche Leid der Pogrome und die Vernichtung der jüdischen Kultur und des Lebens. Wagner-Herzer schloss mit einem eindringlichen Appell an Freiheit und Demokratie. Inspiriert wurde sie für ihre Kurzprosa durch den 2004 verstorbenen saarländischen Schriftsteller Hans Eckert, der sich in seinem Werk „Die Visionen des Aaron von Illingen” eingehend um die jüdische Geschichte vor und während der Naziherrschaft beschäftigte.
Der Kunstbeitrag und damit verbundene Performance durch Judith Boy fiel nach kurzfristiger krankheitsbedingter Absage leider aus.
Die erste Lesung zum Thema Wandermusikanten fand im August auf der Wasserburg Reipoltskirchen statt, die folgende ist auf der Burg Lichtenberg geplant.
Buchtipp:
Marliese Fuhrmann: Kuckucksruf und Nachtigall – Die Pfälzer Wandermusikanten, reich bebildert, Gollenstein Verlag, Blieskastel 2000, ISBN 3–933389-27–5.