
Josefin Wulf,
komme in den 50iger in einem Kaff direkt an der holländischen Grenze zur Welt. Heinsberg! Mit der Glanzstoff AG und später als Corona Hotspot bundesweite Bekanntheit erlangt, ging es für mich weiter ins Bergische Land! Weitere Stationen auf meiner Deutschlandreise; Bonn und Göttingen.
Seit Mitte der 80iger in der heimlichen Hauptstadt der Metropolregion, Weinheim, als Noigeblaggte Heimat suchend. Studierte Juristin, verkannte Puppenspielerin, fand ich durch das Schreiben einen Weg aus der Sprachlosigkeit.
Freewriting, Kurzgeschichten, Erzählungen, Lyrik und ganz viel Satire!
Auszeichnungen? Haufenweise Trostpreise! Der 1. Roman findet noch dieses Jahr seine Vollendung.
(Sage ich jedes Jahr)
Textbeispiele
I. Neues aus dem Dauerzustand
1. Gisela und Andrea – echte Freundinnen
„Haben die Damen noch einen Wunsch?“, fragt der Kellner die beiden Damen.„Bringen Sie uns ein Glas Champagner“, kommt es bei Gisela und Andrea wie aus der Pistole geschossen.
Sie sitzen da, faltenfrei, nichts bewegt sie.
Manche Frauen sehen so korrekt geleckt aus wie ihre Badezimmerkacheln.
Jedes einzelne frisch gefärbte Haar von Gisela sitzt, der Lippenstift korrekt auf die schmalen Lippen säuberlich gezogen, die fade Haut mit bestem Rouge hochgepeppt. Die Nägel im Nagelstudio auf Glanzkrallen getrimmt. So sitzt sie schweigend neben ihrer nichts sagenden Freundin im Café.
Andrea ist modisch immer auf dem neuesten Stand, was Gisela neidisch hinnimmt. Seit einer Stil-Beratung, trägt sie die Farben für den Wintertyp und immer einen tiefroten Lippenstift auf ihre vollen Lippen. Das gibt ihrem Gesicht einen beachtlichen Ausdruck, hatte die Beraterin festgestellt. Sie sei doch mit vollem Mund gesegnet, den sich so viele Frauen wünschen. Passend zum aktuellen Trend steht sie mutig zu ihren grauen Haaren. Überhaupt, ihr ist Natürlichkeit ganz wichtig, seit sie einen Schnellkurs zum Finden der inneren Mitte absolviert hat.
Nichts sagend, starren sie umher. Alles perfekt, alles korrekt, ihnen kann man wirklich nichts nachsagen.
In Gedanken ist Gisela bei ihrem nächsten gründlichen Putztag und ihrer Abendlektüre: die Apothekenumschau.
Kurz geht sie im Kopf nochmal durch, ob sie ihre täglichen Pillen genommen hat. Das Antidepressivum, den Blutdrucksenker. Das Insulin. Doch, doch!
Für heute fehlt nur noch die Wichtigste, die abendliche Schlaftablette.
Andrea lugt gelangweilt zu ihrem Handy, ob nicht ein paar Nachrichten von ihren tollen Freundinnen oder ihrer gründlichen Putzfrau aus der Ukraine eingetrudelt sind. Und da ploppt auch schon eine wichtige Mitteilung ihrer Achtsamkeits-WhatsApp-Gruppe auf. Andrea antwortet direkt: Daumen hoch, lächelndes Gesicht, friedlich betende Hände.
Die beiden sitzen kerzengerade. Kein Wort, keine Geste! Nur ein Schluck vom Schonkaffee und ein Stück vom bittersüßen Frankfurter Kranz. Der Champagner schalt so vor sich hin.
Da klingt aus Giselas Handtasche „Hier ist ein Mensch, der will zu dir“ von ihrem Lieblingssänger Peter Alexander. Gisela greift zu ihrer Tasche und nimmt das Handy, das immer in der speziell für Handys genähten Seitentasche steckt, heraus und ruft erfreut: „Ja, bitte“ „Gisela, mit wem spreche ich?“ Eine Bekannte von Gisela, Ursula, ist am anderen Ende.
„Du Gisela, die Conny von der evangelischen Gemeinde will ein Wärmezimmer für Obdachlose und Bedürftige jetzt im Winter organisieren. Sie braucht Helferinnen. Hast Du Zeit, jetzt am Donnerstag 14 Uhr Gemeindehaus mit Kaffee und Kuchen zu kommen?“Gisela hoch erfreut, sie wird gebraucht, rief etwas zu laut ins Handy: Ich komme! Ich mache einen Käsekuchen, der kommt bei meiner Familie immer gut an! „Gut! Dann bis übermorgen, Tschüss Gisela.“ Giselas Abschieds-Tschüss fand noch eine Steigerung in ihrer Lautstärke und blinzelte dabei rüber zu Andrea.
Jetzt musste sie nach Hause. Schließlich warteten Aufgaben auf sie. „Andrea, ich möchte zahlen, ich muss nach Hause!“ Andrea war etwas überrascht über den plötzlichen Aufbruch, ließ sich aber nichts anmerken. Sie zahlten wie immer getrennt und versicherten sich gegenseitig, ganz bald wieder zu treffen. „Noch einen schönen Tag“, rief Gisela aufgekratzt der weggehenden Andrea hinterher. Andrea drehte sich um und warf Gisela noch ein paar Luftküsse zu.
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