
Am 26. Sept. fand im vollbesetzten Rathaussaal von Thaleischweiler-Fröschen der diesjährige Dichterwettstreit am Südrand der Sickinger Höhe statt.
Folgende Preisträger und Preisträgerinnen wurden durch eine kompetente Jury ermittelt:
Lyrik:
1. Preis: Manfred Dechert mit „Vadder, ich muß geh”
2. Preis: Norbert Schneider mit „Adschee, alder Kamerad!”
3. Preis: Renate Demuth mit „Lääwensschbure”
4. Preis: Maritta Reinhardt mit „Bloß net nochemoo, awei gilt’s”
5. Preis: Matthias Zech mit „Du schlofscht”, geteilt mit Werner Süs mit „Die Hänn in de Schoß leje?”
Prosa:
1. Preis: Matthias Zech mit „Die Brief vun de Lilly”
2. Preis: Lothar Sattel mit „Z’samme unnerwegs”
3. Preis: Maritta Reinhardt mit „Berufskleidung fer Omas”
4. Preis: Norbert Schneider mit „Es Zoddeproblem unn die Pälzer Kinschtlich Intelligenz (PKI)”
5. Preis: Rudy Kupferschmitt mit „De achtzischde Geburdsdag”
Preis der Marktgräfin Sickinger Land
Lyrik: Rolf Büssecker mit „Die Ursprooch„
Prosa: Lothar Sattel mit „De letschde Hoorschnitt”
Der Schülerpreis für junge Mundartdichter/Newcomer wurde nicht verliehen, da es keinerlei Einreichungen gab, wie der Bürgermeister Patrick Sema erläuterte – was ein Schlaglicht auf die sinkende Zahl von Mundartsprechern wirft, und damit verbunden Nachwuchsprobleme und Schwierigkeiten mit Wettbewerbs-Organisation und Fördermitteln. So mußte der Dichterwettbewerb Dannstadter Höhe enden. Dafür wurde mit Verve von Dr. Michael Werner der 1. Pälzer Prosa-Preis in Bockenheim ins Leben gerufen. Lyrik wird im Oktober folgen. Der Literarische Verein übernahm die Schirmherrschaft. Man wünscht sich vielerorts mehr Licht als Schatten, wie die Moderatorin Denise Adrian sagte und: „Bloß net die Hänn in de Schoß leje!„
Redner sowie Gäste beleuchteten den aktuellen Stellenwert der Mundart und wie es sich verortet. Adrian brachte es auf den Punkt: „Dehääm!”.
Matthias Zech aus Speyer beleuchtete in seinem Lyrikbeitrag „Du schlofscht” die Sehnsucht eines schlaflosen Mannes nach seiner Frau, neben ihm im Bett liegend. Die Ehe ist erkaltet, ihre Lust und Empathie abhanden gekommen, sie wehrt sein Verlangen beständig ab: „Loss mich” un „Nä jetzt net!” Nur all sei „dräm, wie’s frieher war, die halten ihn am Lewe.„
Den ersten Preis für Prosa erhielt er für „Die Brief vun de Lilly”. Im Jenseits, drei Jahre nach seinem Tod, ist der Vadder hin- und hergerissen, weil er in einem Schächtelchen Liebesbriefe von seiner heimlichen Liebe Lilly liegen liess. Seine Frau Frieda hat die Tiefe dahinter nicht erkannt, nur den ersten, noch harmlosen Brief gelesen. Schließlich findet sein Sohn Sepp das Geheimnis und sacht nach dem Lesen ganz leis mit Blick auf das Hochzeitsfoto: „Mensch, Vadder!„
Die Modaration bescheinigte dem Dichter, dass er unterhaltsam und hintergründig sei, er bringe die Menschen zum lachen und weinen.
Renate Demuth aus Kaiserslautern-Hohenecken sinnierte in „Lääwensschpure”, was nach dem Tod eines Ehepaars übrigbleibt: Hann’s ausgekoscht, die Zwää, Hanns’ iwwerschdann, die Zwää, sinn nimmi do, die Zwää, was bleibt vun denne zwää? Wirft die nächste Genaration alles auf den Müll, weil außer Mode gekommen? Sehr schön poetisch formuliert sie am Schluß: im Ohr, alsmo von irchendwo e / Taschdeklang, e Singe / e Hauch vun Poesie / vergang unn doch fa ewich. Das läßt an Philemon und Baucis denken, die sich nach dem erfüllten gleichzeitigen Lebensende in zwei (umarmende) Bäume verwandelten.
Die Dichterin wurde für ihr breites originelles Spektrum des Ausdrucks gelobt.
Manfred Dechert aus Ludwigshafen ist in Schmalenberg aufgewachsen, einem Dorf südlich von Kaiserslautern tief im Pfälzerwald. Sein Protagonist in „Vadder, ich muß geh” ist ein junger Mann, der aus dem Kaff ausbrechen will und für seine Kritik an den Mief, der Moral, Säuferei und Biederlichkeit ein paar „Ohrfeiche” zu viel bekam. Er will nach France zur Fremdenlegion, was er trotz der Gefahr durchzieht: „Sollese mich in Afrika abschieße”, „will net lewe als Halbdoter in Eierm Dorf.” Nach 20 Jahren kommt er wieder in Uniform zufrück „un de Vadder is aa e bißche stolz” auf ihn. Dechert, ein verhinderter Mime, wie er selbst mal sagte, schrie seine ganzen Emotionen im 3. und 4. Vers heraus. Zurecht gebührte ihm der 1. Platz.
Norbert Schneider aus Rehborn beschäftigte sich in seinem Gedicht mit einem Baum, der ihn seit Schulzeiten begleitete, ja, ein Vorbild für Standhaftigkeit und Vertrautheit wurde. Doch eines Tages „war gar nix mie in Ordnung!” Innen, nicht außen, wurde er krank. Wäre er doch länger erhalten geblieben, wird zutiefst bedauert, doch der Gemäänediener hat schunn die „hatzherzisch Modorsäj scharfgemach.” So kann es gefühlt auch Menschen ergehen.
In der Kurzprosa „Es Zoddeproblem unn die Pälzer Kinschtlich Intelligenz (PKI)” wird ein humoreskes Problem mit den Aufsätzen von Gießkannen geschildert. Diese verschwinden unerklärlicherweise im Friedhof. Das große Gesprächsthema! Der Oberbürgermeister hat eine Lösung. Er publiziert eine Info über ein fiktives EU-Projekt, das die Zotten mit nahezu unsichtbaren GPS-Sendern samt KI ausstattet. Und schon kehrt Ruhe ein!
Barbara Franke aus Zweibrücken wurde für ihre langjährige Jury-Tätigkeit gewürdigt, sie wird beim nächsten Mal nicht mehr dabei sein.
Norbert Schneider aus Rehborn war erkrankt. Seine Texte wurden stellvertretend gelesen. Wir wünschen ihm gute Besserung!
Die Amtszeit des amtierenden Marktgrafen Sickinger Land Lasse Burkhardt endete, die Nachfolge tritt eine 17-jährige Schülerin beim 17. Sickinger Grumbeere-Markt Anfang Oktober an.
Den musikalischen Rahmen gestaltete das Hoffmann-Hammer-Trio. Neben typischen Mundartliedern mit gehobenen Niveau, darunter Eigenkompositionen, waren Adaptionen der Comedian Harmonists (Irgendwo auf der Welt) und „Die Gedanken sind frei” in Bezug auf das Hambacher Fest 1832 in mehreren Sprachen zu hören. Das Publikum wurde da eindrücklich mitgenommen.
Der Literarische Verein gratuliert allen Preisträgern und Preisträgerinnen ganz herzlich!