v.l.: Bar­ba­ra Fran­ke, Rudy Kup­fer­schmitt, Rena­te Demuth, Mat­thi­as Zech, Man­fred Dechert, Rolf Büss­ecker, Lothar Sat­tel, Marit­ta Rein­hardt, Wer­ner Süs, Deni­se Adri­an, Patrick Sema und Las­se Burk­hardt.


Am 26. Sept. fand im voll­be­setz­ten Rat­haus­saal von Tha­leisch­wei­ler-Frö­schen der dies­jäh­ri­ge Dich­ter­wett­streit am Süd­rand der Sickin­ger Höhe statt.

Fol­gen­de Preis­trä­ger und Preis­trä­ge­rin­nen wur­den durch eine kom­pe­ten­te Jury ermit­telt:


Lyrik:

1. Preis: Man­fred Dechert mit „Vad­der, ich muß geh”

2. Preis: Nor­bert Schnei­der mit „Adschee, alder Kame­rad!”

3. Preis: Rena­te Demuth mit „Lää­wen­s­schbu­re”

4. Preis: Marit­ta Rein­hardt mit „Bloß net nochemoo, awei gilt’s”

5. Preis: Mat­thi­as Zech mit „Du schlofscht”, geteilt mit Wer­ner Süs mit „Die Hänn in de Schoß leje?”


Pro­sa:

1. Preis: Mat­thi­as Zech mit „Die Brief vun de Lil­ly”

2. Preis: Lothar Sat­tel mit „Z’samme unner­wegs”

3. Preis: Marit­ta Rein­hardt mit „Berufs­klei­dung fer Omas”

4. Preis: Nor­bert Schnei­der mit „Es Zod­de­pro­blem unn die Päl­zer Kinscht­lich Intel­li­genz (PKI)”

5. Preis: Rudy Kup­fer­schmitt mit „De acht­zisch­de Geburds­dag”


Preis der Markt­grä­fin Sickin­ger Land

Lyrik: Rolf Büss­ecker mit „Die Ursprooch„

Pro­sa: Lothar Sat­tel mit „De letsch­de Hoor­schnitt”

Der Schü­ler­preis für jun­ge Mundartdichter/Newcomer wur­de nicht ver­lie­hen, da es kei­ner­lei Ein­rei­chun­gen gab, wie der Bür­ger­meis­ter Patrick Sema erläu­ter­te – was ein Schlag­licht auf die sin­ken­de Zahl von Mund­art­spre­chern wirft, und damit ver­bun­den Nach­wuchs­pro­ble­me und Schwie­rig­kei­ten mit Wett­be­werbs-Orga­ni­sa­ti­on und För­der­mit­teln. So muß­te der Dich­ter­wett­be­werb Dann­stad­ter Höhe enden. Dafür wur­de mit Ver­ve von Dr. Micha­el Wer­ner der 1. Päl­zer Pro­sa-Preis in Bocken­heim ins Leben geru­fen. Lyrik wird im Okto­ber fol­gen. Der Lite­ra­ri­sche Ver­ein über­nahm die Schirm­herr­schaft. Man wünscht sich vie­ler­orts mehr Licht als Schat­ten, wie die Mode­ra­to­rin Deni­se Adri­an sag­te und: „Bloß net die Hänn in de Schoß leje!„
Red­ner sowie Gäs­te beleuch­te­ten den aktu­el­len Stel­len­wert der Mund­art und wie es sich ver­or­tet. Adri­an brach­te es auf den Punkt: „Dehääm!”.

Mat­thi­as Zech aus Spey­er beleuch­te­te in sei­nem Lyrik­bei­trag „Du schlofscht” die Sehn­sucht eines schlaf­lo­sen Man­nes nach sei­ner Frau, neben ihm im Bett lie­gend. Die Ehe ist erkal­tet, ihre Lust und Empa­thie abhan­den gekom­men, sie wehrt sein Ver­lan­gen bestän­dig ab: „Loss mich” un „Nä jetzt net!” Nur all sei „dräm, wie’s frie­her war, die hal­ten ihn am Lewe.„
Den ers­ten Preis für Pro­sa erhielt er für „Die Brief vun de Lil­ly”. Im Jen­seits, drei Jah­re nach sei­nem Tod, ist der Vad­der hin- und her­ge­ris­sen, weil er in einem Schäch­tel­chen Lie­bes­brie­fe von sei­ner heim­li­chen Lie­be Lil­ly lie­gen liess. Sei­ne Frau Frie­da hat die Tie­fe dahin­ter nicht erkannt, nur den ers­ten, noch harm­lo­sen Brief gele­sen. Schließ­lich fin­det sein Sohn Sepp das Geheim­nis und sacht nach dem Lesen ganz leis mit Blick auf das Hoch­zeits­fo­to: „Mensch, Vad­der!„
Die Moda­ra­ti­on beschei­nig­te dem Dich­ter, dass er unter­halt­sam und hin­ter­grün­dig sei, er brin­ge die Men­schen zum lachen und wei­nen.


Rena­te Demuth aus Kai­sers­lau­tern-Hohenecken sin­nier­te in „Lää­wen­s­sch­pu­re”, was nach dem Tod eines Ehe­paars übrig­bleibt: Hann’s aus­ge­koscht, die Zwää, Hanns’ iwwersch­dann, die Zwää, sinn nim­mi do, die Zwää, was bleibt vun den­ne zwää? Wirft die nächs­te Gena­ra­ti­on alles auf den Müll, weil außer Mode gekom­men? Sehr schön poe­tisch for­mu­liert sie am Schluß: im Ohr, als­mo von irchen­d­wo e / Tasch­de­klang, e Sin­ge / e Hauch vun Poe­sie / ver­gang unn doch fa ewich. Das läßt an Phi­le­mon und Bau­cis den­ken, die sich nach dem erfüll­ten gleich­zei­ti­gen Lebens­en­de in zwei (umar­men­de) Bäu­me ver­wan­del­ten.
Die Dich­te­rin wur­de für ihr brei­tes ori­gi­nel­les Spek­trum des Aus­drucks gelobt.

Man­fred Dechert aus Lud­wigs­ha­fen ist in Schma­len­berg auf­ge­wach­sen, einem Dorf süd­lich von Kai­sers­lau­tern tief im Pfäl­zer­wald. Sein Prot­ago­nist in „Vad­der, ich muß geh” ist ein jun­ger Mann, der aus dem Kaff aus­bre­chen will und für sei­ne Kri­tik an den Mief, der Moral, Säu­fe­rei und Bie­der­lich­keit ein paar „Ohrf­ei­che” zu viel bekam. Er will nach France zur Frem­den­le­gi­on, was er trotz der Gefahr durch­zieht: „Sol­le­se mich in Afri­ka abschie­ße”, „will net lewe als Halb­do­ter in Eierm Dorf.” Nach 20 Jah­ren kommt er wie­der in Uni­form zufrück „un de Vad­der is aa e biß­che stolz” auf ihn. Dechert, ein ver­hin­der­ter Mime, wie er selbst mal sag­te, schrie sei­ne gan­zen Emo­tio­nen im 3. und 4. Vers her­aus. Zurecht gebühr­te ihm der 1. Platz.


Nor­bert Schnei­der aus Reh­born beschäf­tig­te sich in sei­nem Gedicht mit einem Baum, der ihn seit Schul­zei­ten beglei­te­te, ja, ein Vor­bild für Stand­haf­tig­keit und Ver­traut­heit wur­de. Doch eines Tages „war gar nix mie in Ord­nung!” Innen, nicht außen, wur­de er krank. Wäre er doch län­ger erhal­ten geblie­ben, wird zutiefst bedau­ert, doch der Gemää­ne­die­ner hat schunn die „hatz­her­zisch Modor­säj scharf­ge­mach.” So kann es gefühlt auch Men­schen erge­hen.
In der Kurz­pro­sa „Es Zod­de­pro­blem unn die Päl­zer Kinscht­lich Intel­li­genz (PKI)” wird ein humo­res­kes Pro­blem mit den Auf­sät­zen von Gieß­kan­nen geschil­dert. Die­se ver­schwin­den uner­klär­li­cher­wei­se im Fried­hof. Das gro­ße Gesprächs­the­ma! Der Ober­bür­ger­meis­ter hat eine Lösung. Er publi­ziert eine Info über ein fik­ti­ves EU-Pro­jekt, das die Zot­ten mit nahe­zu unsicht­ba­ren GPS-Sen­dern samt KI aus­stat­tet. Und schon kehrt Ruhe ein!


Bar­ba­ra Fran­ke aus Zwei­brü­cken wur­de für ihre lang­jäh­ri­ge Jury-Tätig­keit gewür­digt, sie wird beim nächs­ten Mal nicht mehr dabei sein.

Nor­bert Schnei­der aus Reh­born war erkrankt. Sei­ne Tex­te wur­den stell­ver­tre­tend gele­sen. Wir wün­schen ihm gute Bes­se­rung!

Die Amts­zeit des amtie­ren­den Markt­gra­fen Sickin­ger Land Las­se Burk­hardt ende­te, die Nach­fol­ge tritt eine 17-jäh­ri­ge Schü­le­rin beim 17. Sickin­ger Grum­bee­re-Markt Anfang Okto­ber an.



Den musi­ka­li­schen Rah­men gestal­te­te das Hoff­mann-Ham­mer-Trio. Neben typi­schen Mund­art­lie­dern mit geho­be­nen Niveau, dar­un­ter Eigen­kom­po­si­tio­nen, waren Adap­tio­nen der Come­di­an Har­mo­nists (Irgend­wo auf der Welt) und „Die Gedan­ken sind frei” in Bezug auf das Ham­ba­cher Fest 1832 in meh­re­ren Spra­chen zu hören. Das Publi­kum wur­de da ein­drück­lich mit­ge­nom­men.


Der Lite­ra­ri­sche Ver­ein gra­tu­liert allen Preis­trä­gern und Preis­trä­ge­rin­nen ganz herz­lich!