Andreas Fillibeck las am Pfingstsonntag (19.5.24) während der „Nacht der Kirchen” in Kaiserslautern aus seinem Buch „Rosinante – New Science Fiction, Spaceman X”.
In St. Konrad wurde überaus passend die Decke mit einer sich drehenden Galaxie illuminiert. Die Sterne gestochen scharf, wer entdeckte ein bekanntes Sternbild? Cassiopeia?
Doch wissenschaftlich korrekt geht es natürlich in seinem Werk nicht zu. Typisch für Fillibeck ist seine nostalgisch-romantische Schwäche im positiven Sinn. Man kann sich gut vorstellen, wie der Autor mit einer schnittigen Kiste incl. Heckflosse – das autonome Fahren ist noch ein Zukunftstraum – ausgestattet mit CD-Player und passenden Rocksongs zum Drive-In fährt und unterwegs skurrile Leute kennenlernt. Im Text transformiert er dies mit seiner teils überbordenden Phantasie in eine rasant witzige Reise zum Fly-In und setzt so durchaus intelligente Akzente.
Die Idee für das Buch kam ihm auf einer Solarliege, die mit ihrem sonoren Brummen und Service-Raffinesse gegen die Kälte half. Fillibeck wollte etwas weg mit seinem Lonely Rider Spaceman vom ‚blutigen Geschäft’ der bissigen Satire, die Gegenwart mit ihren irrsinnigen Auswüchsen wird beständig augenzwinkernd zitiert.
Das Raumschiff namens Rosinante hebt ab und Spaceman treibt es nicht nur wegen der extremen Beschleunigung die Tränen aus den Augen, denn er ist auf der Flucht vor Terra, welche die Menschheit fast umgebracht hat. Und strenge Regeln sind ihm sowieso ein Gräuel. Er sucht die Freiheit im grenzenlos leeren Weltraum. Auf Pimperia lernt er die Echse Susi kennen, später den singenden, eigenwilligen Dienstleistungsroboter Fritz. Beide nimmt er mit auf seine spaßig-satirische Quichotterie. Ab und zu wirkt er aber auch philosophisch, nachdenklich, etwa wie beim „Kleinen Prinzen” mit den vielen kleinen Welten. Seine Ideen sind stilistisch gut herausgearbeitet.
Im späteren Verlauf trifft er auf die KI Carla. Sehr witzig ihre zugehörige Wach- und Kampfdrohne Schnippeschnuck, die sehr spezielle hermetische Lyrik von sich gibt” „AARKONOS! HOPP! TOMBIA TUCK! PERFORATUS KNOPP!…”. Fillibecks Literaturkritik kommt da voll zum Einsatz. Carla erklärt sich arrogant-übergeschnappt zum universalen Gott, scheitert jedoch bald darauf jämmerlich an der Realität. Also nicht so abgründig böse wie beim Terminator. Die philosophierende Bombe von Dark Star kommt mir da eher in den Sinn, die den persönlichen Urknall im Dialog mit einem Menschen plant und begrenzt auch umsetzt: Es werde Licht!
Zum Glück bei dieser sehr kurzweiligen Lesung im Kerzenschein nicht! … die Fillibeck mit viel Sprachtalent gestaltete. Die knapp 30 Gäste, darunter viele Portugiesen, hatten offenbar viel Freude.
Ich hatte sein Buch nagelneu bei Erik Schreiber auf der Buchmesse in Neckarsteinach erworben und bekam von Andreas Fillibeck eine nette Widmung mit Karikatur (seiner selbst). Die darin enthaltenen Bilder hat Michael Reutlinger in einem post-naiven Stil gemalt.
Der rührige Autor schreibt schon an seinem nächsten Roman „Trolley-Bus”, der in den 1960er bis 1970er Jahren handelt. Eine Zeit, die ihm deutlich besser gefällt als die Gegenwart mit kapitalistischen Umverteilungsmechanismen, antidemokratischen Bestrebungen, Klimawandel und blutigen Abnutzungskriegen.