
Auf der traditionsreichen Buchmesse in Neckarsteinach wurde nun zum zweiten Mal die Anthologie „Die Sonne an Land” der Literatur-Offensive Heidelberg vorgestellt. Vor einem Jahr war bedauerlicherweise der Druck schiefgelaufen und prinzipiell nur ein Vorzeigeexemplar verfügbar gewesen.
In der 11. Anthologie sind verschiedenste Lyrik- und Prosatexte von rund 25 Autorinnen und Autoren aus dem Rhein-Neckar-Raum vertreten.
Darunter finden sich Mitglieder wie Birgit Heid (Monika Mann auf Capri), Edith Brünnler (Herr Hussenkamp hat angeordnet), Renate Herrling (Vom Orangeneinwickelpapierchen), Manfred Dechert (In der Kolonne) und Lothar Seidler (Die Katze kennt keinen Mittwoch). Das Buch bietet eine Vielfalt an heiteren, ernsten Themen, Entspannung, regt zum Nachdenken an. Gesellschaftspoltische Ausleuchtungen hinsichtlich der stürmischen Zeiten finden sich eher weniger.
Auf der Gruppenlesung berührte die Gäste besonders die Geschichte von Jancu Sinca, welcher das (lange) Leben eines Stoffbärs auf eine sehr subjektive empathische Weise schildert. Da entsteht die Assoziation, was denn geschehen mag, wenn man bestimmte Menschen in einem kapitalistischem Umfeld (ohne ausreichende soziale Absicherung) nicht mehr braucht. Immerhin, bei Sinca gibt’s ein Happy End.
Zwischendurch angemerkt sei, dass während der Lesung von der Decke her wiederholt laute Rumpel- und Schiebegeräusche zu vernehmen waren.
Wiebke Hartmann las Auszüge aus ihrem Tagebuch. Sie liebt die weiten skandinavischen Naturlandschaften, einst lebte sie in Norwegen, nun aber gibt’s Miniaturen von ihrem Häuschen und drumherum in Schweden. Die Autorin pendelt, migriert wie die Fledermäuse zwischen Heidelberg und der zweiten Heimat, erlebt den Frühling in realer Weise gleich zwei Mal. Aktuell ist die Elchwanderung, dokumentiert im TV, eine riesiger Hit.
Ulrike Graf, die gerne eine Melone trägt, zeigte eine Postkarte bzgl. ihres „Skulpturenraums”, ein Torso wird experimentell geschildert. In „Jetzt geht’s” werden Spiegelungen, Zeitläufe und Rückblenden verarbeitet. In „Wenn der Herbst wieder kehrt” /findet sich das Vergehende / verdichtet am Straßenrand / in Abfalltüten, Komposttonnen, Stadtpflegewagen /.
Elisabeth Singh-Noack präsentierte acht Gedichte, die z.B. von der „Macht der Worte” handeln. In Aurora wünscht sich das lyrische Ich einen Goldregen. Schön in „Verschattet” die Verse: / Als Nägelkauen / nichts mehr nützte / die letzte Säule, die / den Himmel stützte, fiel /.
Zum Abschluss ließ Lothar Seidler einen Sektkorken knallen (s. Bild), sicherlich eine Verdeutlichung der dahintersteckenden Leistungen, verbunden mit Erleichterung und dem Wunsch nach gutem Gelingen.
Buchtipp: Die Sonne an Land – Erzählung und Lyrik. Lothar-Seidler-Verlag 2024, 268 S., 22.80€.