Foto: Peter Her­zer


Auf der tra­di­ti­ons­rei­chen Buch­mes­se in Neckar­stein­ach wur­de nun zum zwei­ten Mal die Antho­lo­gie „Die Son­ne an Land” der Lite­ra­tur-Offen­si­ve Hei­del­berg vor­ge­stellt. Vor einem Jahr war bedau­er­li­cher­wei­se der Druck schief­ge­lau­fen und prin­zi­pi­ell nur ein Vor­zei­ge­ex­em­plar ver­füg­bar gewe­sen.

In der 11. Antho­lo­gie sind ver­schie­dens­te Lyrik- und Pro­sa­tex­te von rund 25 Autorin­nen und Autoren aus dem Rhein-Neckar-Raum ver­tre­ten.

Dar­un­ter fin­den sich Mit­glie­der wie Bir­git Heid (Moni­ka Mann auf Capri), Edith Brünn­ler (Herr Hus­sen­kamp hat ange­ord­net), Rena­te Herr­ling (Vom Oran­gen­ein­wi­ckel­pa­pier­chen), Man­fred Dechert (In der Kolon­ne) und Lothar Seid­ler (Die Kat­ze kennt kei­nen Mitt­woch). Das Buch bie­tet eine Viel­falt an hei­te­ren, erns­ten The­men, Ent­span­nung, regt zum Nach­den­ken an. Gesell­schafts­pol­ti­sche Aus­leuch­tun­gen hin­sicht­lich der stür­mi­schen Zei­ten fin­den sich eher weni­ger.


Auf der Grup­pen­le­sung berühr­te die Gäs­te beson­ders die Geschich­te von Jan­cu Sin­ca, wel­cher das (lan­ge) Leben eines Stoff­bärs auf eine sehr sub­jek­ti­ve empa­thi­sche Wei­se schil­dert. Da ent­steht die Asso­zia­ti­on, was denn gesche­hen mag, wenn man bestimm­te Men­schen in einem kapi­ta­lis­ti­schem Umfeld (ohne aus­rei­chen­de sozia­le Absi­che­rung) nicht mehr braucht. Immer­hin, bei Sin­ca gibt’s ein Hap­py End.

Zwi­schen­durch ange­merkt sei, dass wäh­rend der Lesung von der Decke her wie­der­holt lau­te Rum­pel- und Schie­be­ge­räu­sche zu ver­neh­men waren.


Wieb­ke Hart­mann las Aus­zü­ge aus ihrem Tage­buch. Sie liebt die wei­ten skan­di­na­vi­schen Natur­land­schaf­ten, einst leb­te sie in Nor­we­gen, nun aber gibt’s Minia­tu­ren von ihrem Häus­chen und drum­her­um in Schwe­den. Die Autorin pen­delt, migriert wie die Fle­der­mäu­se zwi­schen Hei­del­berg und der zwei­ten Hei­mat, erlebt den Früh­ling in rea­ler Wei­se gleich zwei Mal. Aktu­ell ist die Elch­wan­de­rung, doku­men­tiert im TV, eine rie­si­ger Hit.


Ulri­ke Graf, die ger­ne eine Melo­ne trägt, zeig­te eine Post­kar­te bzgl. ihres „Skulp­tu­ren­raums”, ein Tor­so wird expe­ri­men­tell geschil­dert. In „Jetzt geht’s” wer­den Spie­ge­lun­gen, Zeit­läu­fe und Rück­blen­den ver­ar­bei­tet. In „Wenn der Herbst wie­der kehrt” /findet sich das Ver­ge­hen­de / ver­dich­tet am Stra­ßen­rand / in Abfall­tü­ten, Kom­post­ton­nen, Stadt­pfle­ge­wa­gen /.


Eli­sa­beth Singh-Noack prä­sen­tier­te acht Gedich­te, die z.B. von der „Macht der Wor­te” han­deln. In Auro­ra wünscht sich das lyri­sche Ich einen Gold­re­gen. Schön in „Ver­schat­tet” die Ver­se: / Als Nägel­kau­en / nichts mehr nütz­te / die letz­te Säu­le, die / den Him­mel stütz­te, fiel /.


Zum Abschluss ließ Lothar Seid­ler einen Sekt­kor­ken knal­len (s. Bild), sicher­lich eine Ver­deut­li­chung der dahin­ter­ste­cken­den Leis­tun­gen, ver­bun­den mit Erleich­te­rung und dem Wunsch nach gutem Gelin­gen.


Buch­tipp: Die Son­ne an Land – Erzäh­lung und Lyrik. Lothar-Seid­ler-Ver­lag 2024, 268 S., 22.80€.