
Am 8.11.25 fand in der Pfalzbibliothek Kaiserslautern eine gut besuchte Lesung von sechs PreisträgerInnen der Donnersberger Literaturtage (DLT) bzgl. des Susanne-Faschon-Preises statt. Motto war „Die Wahl”. Hierzu wurde eine Anthologie veröffentlicht.
Susanne Faschon (1925–1995) lebte teilweise in Jakobsweiler nahe des Donnersberg und war eine herausragende Autorin, auch in Mundart, die durch ihre präzisen Beschreibungen von Landschaft, Menschen und des Alltags bestach, was sie auch in schweren Zeiten mit Krankheit und Tod intensiv fortsetzte.
Die Leiterin der Pfalzbibliothek Claudia Germann lobte die vielfältigen Texte und welche Ideen dahinterstecken. Gerade junge Menschen stehen nach dem Schulabschluß vor einer existenziellen Wahl.
Die Moderation übernahm Thomas M. Mayr, welcher die DLT mit diesem Schüler-Schreibwettbewerb 2007 initiiert hat. Mayr erläuterte ausführlich die Geschichte und das komplexe Konzept, welches junge Talente und die Etablierung von Literatur im Kulturbereich, in den Schulen allgemein fördern will. Die Veranstaltungsreihe ist mit der Zeit immer stärker gewachsen, was einen höheren Organisationsaufwand (im Team) bedeutete, darum auch der Rhythmus von zwei Jahren.
Der diesjährige Susanne-Faschon-Preisträger ist Jaron Wendel aus Jettenbach mit der Kurzprosa „Der Regelmann”. Er besucht das Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern.
In seinem Text beleuchtet Wendel wie mit einer Taschenlampe den Regelmann, der in einem Netz von zwanghaften Regeln gefangen ist. Vor dem Verlassen des Hauses muß alles perfekt sein, alles muss wiederholt kontrolliert werden. Auf dem Weg zum Bus bleibt er beim Briefkasten hängen, das Netz zieht sich beängstigend zusammen, und er verletzt sich, fühlt sich wie ein Tier in der Falle. Da steht er plötzlich vor der Wahl, ob er sich vorsichtig befreit, losrennt, oder der Zwanghaftigkeit nachgibt, was einer Niederlage gleichkommt. Der 18-jährige Autor teilt hierbei geschickt analog zur Innen- und Außenwelt den Plot in zwei Spalten auf. Die Jury schreibt: „Ein starker, inspirierender und durchdrungener Text.”
Allgemein förderten Schreibwerkstätten die Güte und Struktur der eingereichten Texte. Die vorgestellten Geschichten schildern persönliche Grenzerfahrungen, die die Protagonisten zu einer Entscheidung (auch deren Unmöglichkeit) mehr oder minder drängen, gesellschaftspolitische Themen stehen eher im Hintergrund. Bei manchen Texten muss man auch hinterfragen, ob sich junge Menschen z.B. dafür entscheiden können, sich zu Tode zu hungern. Schließlich greifen in der Realtät oftmals diverse Mechanismen.
Den zweiten Platz teilten sich Lene Zimmer mit „Schneekugel” und Hanna Wagner mit „Die Wahl des Vergessens”. Den dritten Platz erhielt Charlotte Altherr mit „Für immer schweigen?”.
Mayr warb u.a. für die Publikationsmöglichkeit in der „PalatinArt.” und erwähnte die Jungautorengruppe „WortArt”, die am 12. November in Eisenberg lasen.
Im Anschluß bildete sich eine Diskussionsrunde um Thomas Mayr mit dem Lehrer Peter Sommerlad, Autorin Renate Demuth und Klaus Demuth (Musiker) sowie Sektionsleiter Peter Herzer. Die Themen waren Modulierung der Stimmlage, Intonation, passende Gestik während des Vortrags sowie die Verwendung von KI bei Texten. Ein Anliegen von Mayr ist es, dass die Schülerinnen und Schüler bei Lesungen Erfahrungen sammeln. Nobody is perfect.
