Rena­te Demuth, Edith Brünn­ler und Man­fred Dechert



Im Rah­men des Kul­tur-Cafés lasen Edith Brünn­ler, Rena­te Demuth und Man­fred Dechert am 17. Febr. hei­ter-sati­ri­sche Kurz­pro­sa und Gedich­te auf Pfäl­zisch und Hoch­deutsch. Alle drei sind Mit­glie­der des Lite­ra­ri­schen Ver­eins der Pfalz. In Kai­sers­lau­tern exis­tiert sei zwei Jah­ren eine Sek­ti­on mit etwa 10 Autorin­nen und Autoren, die sich regel­mä­ßig tref­fen. Das Café wird von Ehren­amt­li­chen der Kli­nik für Psych­ia­trie, Psy­cho­so­ma­tik und Psy­cho­the­ra­pie orga­ni­siert. Über das kuli­na­ri­sche Ange­bot durf­te man sich freu­en, denn es gab in Men­gen Bre­zel, Ber­li­ner und Geträn­ke frei Haus.

Doro­thee Rus­ter-Hebel, Koor­di­na­to­rin für Gemein­we­sen und Kom­mu­ni­ka­ti­on, fin­det es aus the­ra­peu­ti­scher Sicht sinn­voll, den Gäs­ten, dar­un­ter vie­len Pati­en­ten, Gele­gen­heit zu geben, kur­ze Zeit dem All­tag ent­flie­hen. Das ist wich­tig für das Wohl­be­fin­den.


Rena­te Demuth aus Hohenecken ist ins­be­son­de­re durch ihre vie­len Prei­se bei Mund­art­wett­be­wer­ben bekannt gewor­den. In ihrer Geschich­te „Besuuch beim Owwer­ham­mer” wagt sich der „Iwwerrechs­ler”, ein son­der­li­cher Mann vom Dorf mit Marot­ten und eher dus­se­li­gen Niveau, end­lich mal in die wei­te Welt, will es sich und dem Dorf bewei­sen. Sehr schön, wie akzen­tu­iert die Autorin Flü­che ein­setzt: „O leck!” Er reist allei­ne in die Metro­po­le Paris, ent­deckt den pracht­vol­len Lou­vre und die Mona Lisa! Da wächst er über sich hin­aus. Ent­fes­selt zurück­ge­kehrt ver­bor­ge­ne Talen­te und gewinnt so das Herz einer Frau.


Die Lud­wigs­ha­fe­ner Dich­te­rin Edith Brünn­ler glänz­te mit ihren Gesell­schafts-Sati­ren, rapp­te zwi­schen­durch – es mach­te einen Hei­den­spaß zuzu­hö­ren. Oft spie­len die Geschich­ten in einer Sied­lung, wo Nach­barn sich aller­lei Gedan­ken um Son­der­lich­kei­ten machen. Ein mys­te­riö­ses Auto mit Ham­bur­ger Kenn­zei­chen steht auf der Stra­ße, viel wird gerät­selt, gemun­kelt, doch nicht etwa von einem Lieb­ha­ber, eine skan­da­lö­se Affä­re gleich neben­an? In einer ande­ren Geschich­te nimmt sich Brünn­ler die Essens­kul­tur aufs Korn. Fleisch über alles! Und fast schon bibli­sche Regeln dazu. Das Gril­len soll die Gemein­schaft för­dern, man ist sehr tole­rant, der Yup­pie im Anzug ist genau so will­kom­men wie der Saar­län­der, doch wehe, jemand rückt mit einem E‑Grill an, um Tofu scho­nend zu erwär­men. Da flie­gen die Fet­zen! Die Autorin setzt rhe­to­risch sehr geschlif­fe­ne Über­lei­tun­gen, so von ihrem Prot­ago­nis­ten, der sich end­los in der Wahl­ka­bi­ne nicht ent­schei­den kann, war­um ist um 18 Uhr schon Schluss? Hin zu den Ber­li­nern, vor aller Augen, und der anste­hen­den Bun­des­tags­wahl.


Der in Kai­sers­lau­tern gebo­re­ne Man­fred Dechert bot neben aus­ge­feil­ter Lyrik – dar­un­ter älte­re, wie Wein gereif­te Tex­te – einen Sketch. Da schlüpft er mit Ver­ve in die Rol­le eines Geis­ter­fah­rers, der einen Unfall ver­ur­sacht und dann in einer Tier­kör­per­ver­wer­tungs­an­stalt lan­det. In teils aus­ufern­den Phan­ta­sien, die das Publi­kum wie in einem Stru­del mit­rei­ßen, besu­chen ihm am Ende drei tote, blu­ti­ge, aber „fro­he” Scha­fe in der Gefäng­nis­zel­le, die er alle umarmt – Das Schwei­gen der Läm­mer.


Dechert mein­te im Anschluss: „Das war ein schö­ne, kon­trast­rei­che Lesung mit auf­ge­schlos­se­nem Publi­kum.”