v.l. Paul Rei­nig, Rüdi­ger Böhm, Win­fried Ans­lin­ger, Bir­git Heid und Ursu­la Dör­ler.
Foto: Peter Her­zer


Im Muse­um für Wein­bau und Stadt­ge­schich­te sorg­ten der Lite­ra­ri­sche Ver­ein und das Sie­ben­pfeif­fer-Duo für eine atmo­sphä­risch dich­te Lesung.
Vor 500 Jah­ren tob­te in die­ser Regi­on der Bau­ern­krieg. Sei­nen Anfang nahm er nach einer Ker­we in Nuß­dorf bei Land­au.
Der Ver­an­stal­ter Bernd Gun­ter­mann, 1. Vor­sit­zen­der vom Hei­mat­bund Edenk­o­ben, begrüß­te die zahl­reich erschie­nen Gäs­te. Alle Sitz­plät­ze waren belegt. Aus Feu­er­schutz­grün­den muss­te eine Anzahl ste­hen.

Die Schrift­stel­le­rin Bir­git Heid aus Land­au-Godram­stein stell­te das Buch „Bau­ren­krieg zu Nuß­dorff ange­fan­gen“ mit sei­nen ins­ge­samt 19 lite­ra­ri­schen und wis­sen­schaft­li­chen Bei­trä­gen von 11 Autoren vor. Her­aus­ge­ber ist der His­to­ri­sche Arbeits­kreis Bau­er­kriegs­haus Nuß­dorf mit Simo­ne Neusüß und Rolf Übel.


Win­fried Ans­lin­ger aus Hom­burg trug Pas­sa­gen aus sei­ner Erzäh­lung „Mar­tins Fie­del 1525“ vor. Der Autor ist Theo­lo­ge, daher auch sein Bestre­ben ver­ständ­lich, den Text in ange­lehn­ten Luther-Deutsch vor­zu­tra­gen. Auf der Nuß­ba­cher Kirch­weih geht ein Zet­tel aus Land­au um, der von einem Bau­ern­auf­stand in Mem­min­gen, auf der ande­ren Sei­te des Rheins berich­tet. Erfolg­reich, wie es scheint. Es bil­det sich ein 200-köp­fi­ger Hau­fen, beglei­tet vom Fied­ler Mar­tin, der zunächst wider­stands­los einen Mönchs­hof besetzt und plün­dert, spä­ter ange­zün­det. Man beruft sich teils auf Luther und die Bibel, denn da steht nichts vom Zehn­ten, eher von der Frei­heit des Chris­ten­men­schen. Im Klos­ter Heils­bruck fin­den sie rei­che Schät­ze. Die anschlie­ßen­de Ver­wüs­tung und abtrün­ni­ge Non­nen füh­ren zur Auf­lö­sung. Wei­ter geht es über die Kom­tu­rei Heim­bach und dem Rit­ter­klos­ter zu Hördt, der Abt wird erschla­gen. Mar­tin, wel­cher im Grun­de genom­men nur wegen der attrak­ti­ven Mad­ga­le­na mit­zieht, in die er sich ver­lieb­te, kom­men mora­li­sche Beden­ken, wäh­rend der Hau­fen immer mehr wütet und ver­roht. Auch auf der Burg Schar­feneck weht bald der „rote Hahn“, ein Syn­onym für eine Feu­er­brunst. Nach einer Traum­se­quenz erlebt Mar­tin einen selt­sa­men Zeit­sprung von 3 Mona­ten. Die Bau­ern wur­den inzwi­schen durch ein Rit­ter­heer bei Pfed­ders­heim ver­nich­tend geschla­gen.

Ans­lin­ger ver­wies mit Hin­blick auf das Musi­ker­duo auf das Sie­ben­pfeif­fer­haus in Hom­burg, wo er 30 Jah­re gewirkt hat. Phil­ipp Sie­ben­pfeif­fer war Jour­na­list und Frei­heits­kämp­fer, einer der Initia­to­ren des Ham­ba­cher Fes­tes von 1832.


Bir­git Heid stell­te ihr Gedicht „Waf­fen­ge­klirr“ vor. Sie sucht im per­sön­li­chen Stil das schnel­le Wort, es wirkt absicht­lich wie hin­ge­wor­fen, skiz­zen­haft – Zusam­men­rot­ten eines Hau­fens, Plün­de­rung eines Klos­ters mit all dem Leid und Ent­set­zen, doch dann sorg­ten Sol­da­ten für ein grau­sa­mes Ende. Nur einer über­lebt.


Ein Krie­chen, ein Fal­len / wer kennt die

Noch leben­de Lei­chen / der Tod im Gewan­de /


Ursu­la Dör­ler aus Stel­zen­berg nahe Kai­sers­lau­tern las aus ihrer Kurz­pro­sa „Auf­ruhr um Klos­ter Heils­bruck“. Das besag­te Klos­ter in Edenk­o­ben wur­de von dem Nuß­dor­fer Hau­fen geplün­dert und nie­der­ge­brannt, Non­nen genö­tigt. Dör­ler beleuch­te­te mimisch ein­drucks­voll dra­ma­ti­sche wie ruhi­ge, aber span­nen­de Sze­nen im Land­au­er Rats­saal mit dem Graf von Fle­cken­stein, auch war ihr die Her­vor­he­bung von Frau­en­ge­stal­ten, his­to­risch ver­bürg­te wie auch fik­ti­ve, wich­tig. Haupt­prot­ago­nist ist Jacob de Buhr, der als Lai­en­bru­der und Fuhr­mann unter­wegs ist, er liebt die hoch­ge­bil­de­te Non­ne Anna von Sturm­fe­der, nimmt an der ers­ten auf­rüh­re­ri­schen Ver­samm­lung teil, wo per Akkla­ma­ti­on der Stu­dent Armin zum Anfüh­rer gewählt wird. Ihm zur Sei­te steht Mag­da, eine reso­lu­te, heiß­blü­ti­ge Wirts­haus­toch­ter. Jacob eilt aus Angst nach Edenk­o­ben, um sei­ne Anna vor der dro­hen­den Gewalt zu schüt­zen.


Auf einer Staf­fel war ein Bild vom Hei­mat­ma­ler Fritz Leder­le über das bren­nen­de Kos­ter Heils­bruck zu sehen. Sein eige­nes Haus, so heißt es, befin­det sich im Hin­ter­grund.


Den musi­ka­li­schen Rah­men bil­de­te das bekann­te Sie­ben­pfeif­fer-Duo Rüdi­ger Böhm und Paul Rei­nig mit alten Lie­dern aus der Bau­ern­kriegs­zeit und Instru­men­ten wie Block­flö­te, Trom­mel, Zieh­har­mo­ni­ka und Lau­te. Auch wur­den die Gäs­te leb­haft zum Mit­sin­gen ein­ge­la­den.


Zum Abschluss fand Gun­ter­mann loben­de Wor­te für die rege Betei­li­gung, ver­wies auf die heu­ti­ge Sicht­wei­se der Ereig­nis­se vor 500 Jah­ren. Da begann ein Kampf um die Men­schen­rech­te, wel­cher sich Jahr­hun­der­te spä­ter über die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on und Ham­bach fort­setz­te. Der Abend soll­te nicht nur unter­hal­ten, son­dern auch nach­denk­lich stim­men, denn die Frei­heit muss auch in der Gegen­wart ver­tei­digt wer­den.


Das Muse­um war wäh­rend der Ver­an­stal­tung geöff­net. Ein Raum ist allein für die His­to­rie des Klos­ters Heils­bruck gewid­met.



Buch­tipp: Bau­ren­krieg zu Nuß­dorff ange­fan­gen. Ver­lag Edi­ti­on Pala­ti­na, 2025. Hrsg. His­to­ri­scher Arbeits­kreis Nußdorf/Pfalz. 364 Sei­ten mit 130 Abbil­dun­gen, 25 €.

Aktua­li­siert am 28.7.25 und 31.7.25