zu einem Vortrag von Dr. Rudolf Post ein, assistiert wurde er dabei von Dr.
Walter Sauer, dem Verleger der Edition Tintenfaß (seit 2001) aus
Neckarsteinach. Bei großer, schwüler Hitze fanden sich gut 50 Gäste ein.
Das eine und andere Hemd klebte nass auf dem Körper, was der allgemein
guten Stimmung keinen Abbruch tat.
Vor kurzem erschien das rundum überarbeitete Werk „Pfälzisch – Sprachkultur
in der Pfalz und der Kurpfalz“ in der dritten Auflage. Dr. Sabine Klapp
sprach wohlwollende einführende Sätze.
Das Buch wurde gelobt, es werde ein „Standard“ für die nächsten 30 Jahre
sein, so die Rheinpfalz.
Post definierte, was pfälzisch bedeutet, wo es landschaftlich verortet ist
und begründete seine Aussagen mit vielen Karten, die von Sprachgrenzen
durchzogen sind, wie Perd/Gaul/Ross oder die Zeh/der Zeh/der Zehb/der
Zehwe. Wie auch Renate Demuth immer wieder in ihren Lesungen betont,
verwies er zwischendurch auf das Rheinfränkische als Sprachraum. Post
zeigte auch Karten aus Pennsylvania und Osteuropa, mit Schwerpunkten Banat
oder die Wolgadeutschen, deren Sprache sich fast unverändert 200 Jahre
hielt. Nach dem Ende der Sowjetunion setzte wie bekannt eine große
Auswanderungswelle an, wobei die Mundart dort bis auf Reste verschwand. Im
dritten Teil der Filmreihe „Heimat“ von Edgar Reitz wird das thematisiert.
Post benannte Beispiele für den Einfluss des Jiddischen, Wörter wie
Schlamassel oder Moos sind jedem geläufig. Natürlich kommen auch viele
französische Lehnwörter vor.
Der Dozent kam auf die Geschichte der Sprachforschung zu sprechen, nannte
erste Wissenschaftler, die sich Mundartwörter und ‑sätze auf
Karteizettelchen notierten, diese wurden in einem großen Schrank im
Institut gesammelt, um dann später zusammen mit Tonbändern u. a. Dokumenten
ausgewertet zu werden. Post war langjährig als Leiter wie auch Sauer in der
Arbeitsstelle des „Pfälzischen Wörterbuchs“ tätig. Nach Vollendung des
6‑bändigen Werks (mit Beiheft) wandte er sich dem Badischen zu.
Die Mundartdichter, insofern sie eigene Werke publizierten, wurden vielfach
genannt, auch ihre Verdienste in Mundartwettbewerben. Ich sah auch Margit
Kraus in einer Namensliste, Frauen waren grün markiert und in der
Minderheit.
Sehr schön, dass er Gäste zum Lesen von Gedichten einlud, z. B. von Franz
von Kobell, Karl Gottfried Nadler, Paul Münch aus Kaiserslautern (Die
pälzisch Weltgeschicht). Wichtige Kriterien sind lautgetreue Wiedergabe und
leichte Lesbarkeit.
Unter den Gästen war die sehr erfolgreiche Mundartdichterin Helga
Schneider, laut Post hat sie „durch ihre Sprach- und Formkunst mit dazu
beigetragen, dass heute Gedichte und Texte in Pfälzisch gleichberechtigt
neben solchen in der Standardsprache akzeptiert werden und bestehen
können“.
Am Schluss ein Appell, das Pfälzische als immaterielles Kulturerbe zu
erhalten, es lebendig wirken zu lassen und an die nächsten Generationen
weiterzugeben.
Bei der abschließenden Fragerunde erzählte ein Gast von der damaligen
Unterdrückung der Mundart im Schulunterricht, was er sehr bedauerte. Jemand
anderes spekulierte, wann das Pfälzisch im allgemeinen „Einheitsbrei“
untergehen würde – in 3, 4 oder 5 Generationen? Ein weiterer Besucher
stellte fest, dass in Mundartwettbewerben erfolgreiche Personen ohne
Solo-Werk nicht im Buch vorkamen, er nannte exemplarisch Manfred Dechert
und Renate Demuth.