Die ersten fünfzig Jahre
Der Literarische Verein der Pfalz wurde am 15. September 1878 als „Verein pfälzischer Schriftsteller, Künstler und Freunde von Kunst und Wissenschaft“ in Neustadt gegründet. Bis zu seinem 30. Jahrestag blieb er ein kleiner Kreis von Idealisten.
1900 erfolgte die Umbenennung in „Literarischer Verein der Pfalz“. Der Verein wuchs durch die Gründung von Ortsgruppen, durch Versammlungen mit Vorträgen, durch Wettbewerbe und Preisausschreiben. Die Mitgliederzahl des Vereins stieg deutlich. Auch der gesellschaftliche Stimmungswandel zu Beginn des Ersten Weltkriegs trug zum Aufschwung bei. Heimatdichtung gewann eine identitätsstiftende Bedeutung.
Die Mitglieder setzten sich im Wesentlichen aus Lehrern, Kaufleuten, Professoren, Beamten, Pfarrern und Redakteuren zusammen. Etwa 4% waren Frauen, in der Regel ohne Berufsausbildung. Soldaten im Feld erhielten „Heimatgrüße“, ein Bändchen mit Texten und Bildern. Von 1923 bis 1930 erschien die „Kleine Zeitschrift für Pfälzer Literatur und Kunst. Heimaterde“. Unter anderem traten Willi Gutting, Leopold Reitz, Lina Staab, Martha Saalfeld, Hugo Ball und Kurt Kölsch hervor. Die Nachfolgezeitschrift, die „Literarische Pfalz“, existierte nur wenige Jahre.
Die zweiten fünfzig Jahre
1929 wurde Leopold Reitz zum 1. Vorsitzenden gewählt. 1932 bekannten sich die Mitglieder Dr. Hermann Emich und Kurt Kölsch zum Nationalsozialismus. Es war das Jahr der Hinwendung zum Dritten Reich; Vereinstätigkeit und „Literarische Pfalz“ wurden eingestellt. Kölsch wurde „Gaukulturwart”, Dr. Emich Leiter für Kunst und Volksbildung. Auf einer kulturellen Kundgebung 1933 in Kaiserslautern hielt Kölsch eine antisemitische Hassrede, danach fand eine Bücherverbrennung statt. Die Posten des Vorstands des Literarischen Vereins übernahm die NSDAP, der Verein wurde bald darauf aufgelöst.
Der Freundeskreis dieser NS-Kulturverwaltung blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg intakt. Kölsch fand in Zeitschriften und Zeitungen neue Aufgaben. In der Zeitschrift „Pfalz und Pfälzer“ wurden in den 50er Jahren Texte ehemaliger Parteigenossen und parteinaher Autoren publiziert, so auch von Kölsch und Reitz. 1957 ermahnte Kölsch Martha Saalfeld, weil sie das Vergangene nicht vergessen wollte.
1951 wurde der Literarische Verein wiedergegründet. Die Anthologie „Spuren und Wege“ (1958) sollte verdeutlichen, dass man sich ein Stück weit von den Heimatdichterklischees entfernen wollte. Dennoch blieb die rückwärtsgewandte Literatursicht vorherrschend. Die aufkommenden Vorlieben der Leserinnen und Leser nach moderner Literatur lösten im Verein eine Spaltung aus, was nicht verwundert, da ein großer Teil der NS-Funktionäre noch immer im Literarischen Verein aktiv war. Seit 1960 wurden gezielt junge Autoren gefördert, unter ihnen Gerd Forster, Susanne Faschon und Dr. Wolfgang Schwarz.
1976 gestaltete Hilde Domin die Dichterstunde während der Jahresversammlung. 1978 fand in Neustadt die Jubiläumsveranstaltung zum hundertsten Jahrestag statt.
Der Literarische Verein seit 1978
Um den gesellschaftlichen Wandel hinsichtlich neuer Lebensformen, der Emanzipation der Frau und der Umweltschutzbewegungen im Literarischen Verein der Pfalz abbilden zu können, wurden jüngere Autorinnen und Autoren zunehmend wichtiger. Jährliche Literatenrunden wurden eingerichtet und seit 1981 wird die Vereinszeitschrift „Neue Literarische Pfalz“ herausgegeben, deren Umfang kontinuierlich auf aktuell 130 Seiten wuchs.
Nach der Jahrtausendwende wurde das jährliche Poetenfest etabliert, es erfolgte ein Wikipedia-Eintrag, die Homepage wurde eingerichtet und weiterentwickelt, ein interner Monatswettbewerb ermöglicht sowie ein literarischer Adventskalender eingeführt.