
Wolfgang Ohler, in Zweibrücken geboren und dort zu Hause. Studium der Rechtswissenschaft in Saarbrücken und Tübingen, Promotion und wissenschaftlicher Mitarbeiter am kriminologischen Institut der Universität des Saarlandes, bis zum Ruhestand Richter in der Pfalz, zuletzt als Vizepräsident des Pfälzischen Oberlandesgerichts.
Auszeichnungen u.a.: Eduard Matin Preis der Universität des Saarlandes; Kunstpreis Toto-Lotto Rheinland-Pfalz, Pfalzpreis Literatur, Literaturpreis „Ort der Augen” Sachsen-Anhalt, Theaterpreis Stadt Frankenthal, Mundartpreis Bockenheim.
Romane, Erzählungen, Essays, Krimis, Lyrik, Theater, Hörspiel, Songtexte; wöchentliche Kolumne in der RHEINPFALZ „Do bische platt”; zuletzt Herzogstrilogie (historische Erzählungen): „Falschgold”, „Kriegspfad”, „Freiheitsbaum” (3. Band im Herbst 2024), siehe auch www.wolfgangohler.de.
Leseprobe
Der Fluch
Wie oft ist diese Stadt zerstört und wieder
aufgebaut worden! Das gilt auch für
die Kirchen, der Menschen letzte Zuflucht.
Als die Sansculottes in die Pfalz einfielen,
missbrauchten sie die Gotteshäuser
als Pferdestall. Die Wut richtete sich
gegen die Aristokraten:
Krieg den Palästen,
Friede den Hütten!
Und überall gingen die Schlösser
in Flammen auf.
Nach dem Krieg benutzte man
die Ruinen der Paläste als Steinbruch,
um die zerstörten Häuser wieder aufzubauen.
So wanderte der Fluch,
der den Fürsten gegolten hatte,
Stein
für
Stein
für
Stein
hinüber in die Hütten, nahm ihnen
den Frieden, raubte den Bewohnern
nachts den Schlaf, suchte sie
in ihren Träumen heim
und vergiftete die Menschen
mit Mordgedanken.
Aus „Freiheitsbaum. Erzählung aus revolutionärer Zeit”
Kontakt:
www.wolfgangohler.de