Der Kul­tur­treff amWe­bEnd unter Lei­tung von Daph­ne Lan­den­ber­ger ist für
sei­ne locke­re, nahe­zu fami­liä­re Atmo­sphä­re bekannt. Es fin­den regel­mä­ßig
Aus­stel­lun­gen, Kon­zer­te und Lesun­gen statt.
An die­sem Abend lasen fünf Mit­glie­der der Lau­ter Autor*innen. Für den
musi­ka­li­schen Rah­men sorg­ten Maria Wag­ner-Her­zer (Kla­vier, Quer­flö­te,
Gesang) und Gabri­el Her­zer (Alt-Saxo­phon). Wegen der all­ge­mei­nen
Krank­heits­wel­le gab es ein paar Absa­gen.
Rena­te Demuth trug vier Gedich­te auf Mund­art vor, die sich gegen
Kauf­rausch, Glüh­wein­säu­fer mit Paro­len, und Hek­tik wen­den. In „’s is
Weih­nacht” schil­dert sie die Nöte eines Flücht­lings­paars: „Wei­der, als­fort
wei­der / Kää Rascht, kää Ruh / kää gutes Wort / Ner­jens e Bleib / unn’s
Kind will uff die Welt ”

Knut Busch
folg­te eben­falls auf päl­zisch mit „Bab­ba” – eine Geschich­te um
Josef, der Ver­ant­wor­tung über Maria und Jesus über­nimmt, obwohl er offen­bar
nicht der Vater sein soll: „…abber me weeß­ess jo nett so risch­dich unn
dode­weh bin ich fer dich do, wann de mich brau­che duhschd…”
Bet­ti­ne Wag­ner-Frie­de­wald las drei Gedich­te aus ihrem Buch „schwer­ter zu
pflug­scha­ren”, beson­ders ein­drucks­voll mit schö­ner Arti­ku­la­ti­on die
Schil­de­rung des Weih­nachts­frie­dens auf den Schlacht­fel­dern in Flan­dern im
Ers­ten Welt­krieg. „weih­nachts­lie­der erklan­gen / statt kano­nen­don­ner / ihr
tausch­tet tabak und hoff­nung / statt schüs­se / und begrubt sogar tote
gemein­sam”. Aktu­ell wegen der Krie­ge nicht weit weg von uns.
Einen eher hef­ti­gen Kon­trast zu all­zu hei­ter-besinn­li­chen bot Man­fred
Dechert mit dem „Bösen Niko­laus” und der „Hack­ord­nung”. Sein Niko­laus
beschenkt in gemei­ner Umkehr die Sün­der. „Kin­der wart Ihr alle auch schön
schlecht / Der böse Niko­laus kommt mit aller­hand Schlech­tem / im Sinn doch
bedenk: die Fol­gen sind gut”. Ich dach­te spon­tan an Mob­bing­op­fer, die sich
jah­re­lang nicht rich­tig weh­ren konn­ten. Doch, gibt es im Nach­hin­ein
jeman­den oder eine höhe­re Macht, die Stra­fen ver­teilt im Sin­ne der
Gerech­tig­keit?
Ursu­la Dör­ler gelang mit „Advent Advent” die Zeit poe­tisch inne­zu­hal­ten,
bevor es die Wen­de „zum Wei­ter­ma­chen wie bis­her” gibt: „Viel Zeit in Stil­le
zu / ent­wen­den, und ent­fliehn / all­welt­li­cher Natur. / Was bleibt ist
war­ten. Jetzt.”, was auf ernst­haf­te Wei­se tran­szen­dent wirkt.Was man auch nach Hau­se mit­neh­men kann!

Andre­as Fil­li­beck räso­nier­te in der Rhein­pfalz : „Alles in allem eine
Advents­ver­an­stal­tung der ganz ande­ren Art. Anre­gend, kri­tisch und
abwechs­lungs­reich.”