v.l. Sarah Klein, Julia Eis­wirth, Anni­ka Rein­hard, Gabrie­le Korn und Ulri­ke Gröm­ling.
Foto: Jörg Quiecker

Das über zehn­tä­gi­ge Lese­fes­ti­val „Land­au liest ein Buch“ fand 2025 bereits zum zwei­ten Mal in Land­au statt. Der für die­ses Jahr aus­ge­wähl­te Roman trägt den Titel „Alte Sor­ten“ und wur­de 2019 von Ewald Are­nz aus Nürn­berg geschrie­ben. Die in einer ruhi­gen Spra­che ver­fass­te Erzäh­lung dreht sich um zwei unglei­che Frau­en, Sal­ly, jung und wütend, die auf der Flucht vor allem und jedem ist, und Liss, Mit­te vier­zig, eine Ein­zel­gän­ge­rin, die allein ihren Hof bewirt­schaf­tet. Der Zufall und das Umfeld eines klei­nen land­wirt­schaft­li­chen Betrie­bes bringt die bei­den zusam­men. Das The­ma des dies­jäh­ri­gen Schreib­wett­be­werbs hieß „Drau­ßen“. Zu die­ser inhalt­li­chen Vor­ga­be hat­ten die Jury zahl­rei­che Tex­te mit erstaun­lich vie­len unter­schied­li­chen Betrach­tungs­wei­sen erreicht, von der Ent­bin­dung bis zum Welt­raum.


Von der Jury wur­den nach der Vor­aus­wer­tung der über zwan­zig Ein­rei­chun­gen auf einer Bespre­chung drei Sie­ger­tex­te ermit­telt. Auf­grund der hohen Qua­li­tät der Tex­te ent­schied sich die Jury noch wäh­rend des Aus­wahl­ver­fah­rens zu einer Erwei­te­rung der Prei­se um zwei För­der­prei­se. Die Juro­rin­nen und Juro­ren waren Regi­na Brandl, Vor­stands­mit­glied des Ver­eins „Land­au liest ein Buch“ und Lei­te­rin von Schreib­werk­stät­ten, Ursu­la Jäger-Diet­rich, eben­falls Vor­stands­mit­glied, Deutsch­leh­re­rin im Ruhe­stand und Lese­kreis-Teil­neh­me­rin, Chris­ta Mül­ler-Antl, die in der Lehrer/innenausbildung tätig war und die sys­te­mi­sche Coa­chin ist, Micha­el Saen­ger, Autor von Rei­se­be­rich­ten und Roma­nen, Mit­glied des Lite­ra­ri­schen Ver­eins der Pfalz und Bir­git Heid, Vor­stands­mit­glied des Lite­ra­ri­schen Ver­eins der Pfalz, Lei­te­rin der Autoren­grup­pe „Wort­schatz“.


Am Sonn­tag, 15. Juni fand in der städ­ti­schen Kunst­ga­le­rie Vil­la Strecci­us die Fei­er zur Preis­ver­lei­hung statt. Die Pia­nis­tin Zha­na Minasyan umrahm­te die Ver­an­stal­tung mit eini­gen leb­haf­ten Stü­cken. Ursu­la Jäger-Diet­rich stell­te den Roman, das Lese­fes­ti­val, den Wett­be­werb und die Preis­ver­lei­hung vor.


Den drit­ten Preis erhielt Gabi Korn aus Kai­sers­lau­tern. Ihr Text „Drau­ßen“ stellt eine noch nicht lan­ge in Bay­ern leben­de Ehe­frau aus dem nord­deut­schen Raum in den Mit­tel­punkt. Ihr fällt die Ein­ge­wöh­nung in die neue Umge­bung schwer und um bei den Land­frau­en punk­ten zu kön­nen, pro­biert sie mit mäßi­gem Erfolg ver­schie­de­ne Kuchen­re­zep­te aus. Auf einer Berg­wan­de­rung erhält sie unver­hoff­te Unter­stüt­zung. Ihr Text über­zeug­te die Jury, weil er mit schein­bar leich­ter Hand geschrie­ben und mit Iro­nie gewürzt die fami­liä­re und räum­li­che Umge­bung sowie ihre Befind­lich­keit der Prot­ago­nis­tin beschreibt und zu einem ermu­ti­gen­dem Ergeb­nis führt.


Mit dem zwei­ten Preis wur­de die Autorin Ulri­ke Gröm­ling aus Spey­er geehrt. Ihr Text trägt den Titel „Mal wie­der drau­ßen“. Er han­delt von einem IT-Nerd, der sich zur Post­sta­ti­on bege­ben muss, um ein Paket abzu­ho­len, obwohl er von mor­gens bis abends in sei­ner Woh­nung ver­bringt. Unter­wegs wird ihm das Han­dy gestoh­len und er gerät in eine hilf­lo­se Lage, aus dem ihm ein Rent­ner hilft. Im Gespräch wird ihm bewusst, dass das wirk­li­che Leben drau­ßen statt­fin­det. Die Erzäh­lung erzeugt nach weni­gen Sät­zen bereits eine Span­nung. Die Hand­lung wur­de von der Jury als strin­gent, der Schreib­stil als ver­siert und die Dia­lo­ge als prä­gnant bewer­tet.


Der ers­te Preis wur­de Sarah Klein aus Land­au ver­lie­hen. Ihre Erzäh­lung heißt „Mei­ne aller­bes­te Freun­din auf der gan­zen Welt“. Die Ich-Erzäh­le­rin schil­dert ihre gro­ße freund­schaft­li­che Zunei­gung zu einer Sport­schwim­me­rin, wie sie selbst. Jedoch wird sie nicht nur von der Freun­din, son­dern von der gesam­ten Schwim­mer-Cli­que gemie­den, als sei sie anste­ckend krank. Es wird ver­mu­tet, dass sie aus Eifer­sucht, ihrer Freun­din gegen­über, einen Schwim­mer, der sich in eben jene Freun­din ver­liebt hat, nachts im Frei­bad getö­tet hat. Die Jury hat die Erzäh­lung beson­ders beein­druckt, weil man sofort in die Erzäh­lung ein­taucht, weil sich Dia­lo­ge und Hand­lung abwech­seln, weil man anfangs ähn­lich ver­wirrt ist wie die Prot­ago­nis­tin, die noch immer an der Freun­din hängt.


Alle drei Preis­trä­ge­rin­nen sind Mit­glied im Lite­ra­ri­schen Ver­ein der Pfalz!


Die Ver­an­stal­tung setz­te sich nach einer Pau­se fort mit der Ver­lei­hung der För­der­prei­se für jun­ge Autorin­nen und Autoren. „Ver­blass­te Erin­ne­run­gen” der Stu­den­tin Anni­ka Rein­hardt aus Land­au beinhal­tet die Ent­las­sung eines Häft­lings nach eini­gen Jah­ren des Gefäng­nis­auf­ent­hal­tes, der in der Rea­li­tät erst ankom­men muss. Eini­ge Erin­ne­rungs­stü­cke, die er in einer Tasche trägt, wirft er, da sie für ihn kei­ne Rele­vanz mehr haben, in den Fluss. Man erfährt, dass er den Mör­der sei­ner Toch­ter erschla­gen hat. Der Text hin­ter­ließ einen nach­hal­ti­gen Ein­druck, weil er die Befind­lich­kei­ten des Häft­lings in der Sti­lis­tik nach­emp­fin­det und weil sich Erin­ne­run­gen, Gedan­ken und die Hand­lung abwech­seln. Die Span­nung wird an der Brü­cke zum Höhe­punkt geführt.


Lui­sa Eis­wirth aus Land­au stu­diert eben­falls und schrieb den Text „Vogel­ge­zwit­scher und Bie­nen­stich”. Die Leh­re­rin wünscht eine Bespre­chung mit der Mut­ter einer ihrer Schü­le­rin­nen, doch das Mäd­chen gibt der Mut­ter den Brief nicht, weil es wegen deren psy­chi­scher Erkran­kung sinn­los ist. Da es eine ungu­te Ent­wick­lung vor­aus­ahnt, beschließt es, in der Mor­gen­däm­me­rung zu flüch­ten. Unter einem Apfel­baum trifft es auf einen Seni­or, der sie mit zu sich und sei­ner Frau nach Hau­se nimmt und abends wie­der nach Hau­se bringt. Die Jury war beein­druckt von der Leich­tig­keit, mit der ein dra­ma­ti­sches Sze­na­ri­um beschrie­ben wor­den war. Er the­ma­ti­siert die Selbst­ver­ständ­lich­keit von Mit­mensch­lich­keit, Hil­fe, Trost und Hoff­nung.

Hier kön­nen Sie die Sie­ger­tex­te lesen: https://landauliesteinbuch.de/Schreibwettbewerbe/Erwachsene/

Bericht von Bir­git Heid, Land­au den 25.6.25