
Das Heimatjahrbuch beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem sehr aktuellen Thema Migration in verschiedensten Formen: Von Menschen, Tieren und Pflanzen. Aber auch das Brauchtum, Denkmalpflege, Landschaftliches wie auch Lebensbeschreibungen ehrenvoller wie unbekannter Bürger sind in qualitativ hochwertigen Artikeln beschrieben.
Das Redaktionsmitglied Regina Pfanger aus Herxheim ist mit einem Text über ihren Onkel, den Pfarrer Eugen Pfanger vertreten, der in seinen Aufzeichnungen die schwere Zeit im Nationalsozialismus schildert.
Sie führte außerdem ein Interview mit der Deutsch-Venezolanerin Doris Poreda, worin nicht nur auf ihre teils abenteuerliche Biografie eingegangen wird, sondern auch wirtschaftspolitische Missstände und die kulturellen Unterschiede erläutert werden. Doris Poreda lobt die deutsche Ordnung, Wohlstand und Sauberkeit, mahnt aber auch an: „Deutsch ist aber auch ein unkritischer Gehorsam gegenüber Autoritäten verschiedener Richtung, in Politik, Gesundheit, Wirtschaft etc.”. Von Regina Pfanger ist im Jahrbuch zudem das Gedicht „Dorfläwe 2024” veröffentlicht.
Sehr schön sind im Heft eingestreut ein‑, doppelseitige Naturfotografien von z.B. Klaus Forstner, Dr. Werner Ohlow und Klaus Brauner.
Auch die Mundart kommt nicht zu kurz: Diesmal ist Heinz Ludwig Wüst mit fünf Gedichten vertreten.
Hier die Anfangszeilen aus „net zu glaawe”:
Bis Owwerkante Unnerlipp
steht mir’s, ’s Maß is jetzt voll!
ich wääß nimmi, wie’s weiter geht,
was ich noch mache soll!
Gertrud Wolf hofft in ihrem Gedicht „Frühlingsträume” auf eine Bewahrung des Lebensgeistes. Kurt von Nida beleuchtet in „Novembergarten” den Kranichzug nach Süden. Und Roland Jossé macht sich in „Frieher” melancholische Gedanken über die alten Zeiten, ging es da besser zu als heut?
Der Heimatforscher Helmut Seebach, vielen noch von den Poetenfesten im Bachstelznest in Queichhambach bekannt, setzt sich in seinem Artikel mit dem Annweilerer Freiheitsbaum und den Landauer Jakobinern in der französischen Zeit um 1798 auseinander. Karl-Heinz Kuhn beschreibt Napoleons-Bänke, ‑Brunnen und ‑Säulen in der Südpfalz, mit vielen Abbildungen versehen.
Von Uwe Kai Jacobs stammt eine interessante Betrachtung über den Engel, der die Kanzel in der Godramsteiner Pirminiuskirche trägt. Jacobs bietet wie folgt eine moderne Interpretation an: „Der Engel ’steht’ für Transzendenz und Überörtlichkeit des christlichen Glaubens, er deutet an, dass der Glaube zwar vom Menschen verstanden sein will, aber nicht menschengemacht ist.” Selbst der Prediger sei in diesen Rahmen gestellt, wenn er die Kanzel besteigt.
Infolge des Klimawandels breiten sich Tiere und Pflanzen in der Region aus, so manche mit invasiven Charakter. Davon berichtet z.B. Kurt von Nida bzgl. der Gelbfüßigen Asiatischen Hornisse. In Landau-Godramstein werden derzeit schottische Hochlandrinder zum Abgrasen der Reiterwiesen eingesetzt, ansonsten würde dort in Zukunft fast nur noch das Drüsige Springkraut an der Queich wachsen. Einheimische Fauna und Flora sind zunehmend bedroht.
Im hinteren Teil sind informative Chroniken (2023/24) von der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße sowie den Verbandsgemeinden Annweiler, Bad Bergzabern, Edenkoben, Herxheim, Landau-Land, Maikammer und Offenbach vorzufinden.
Info: Heimat-Jahrbuch 2025 für den Landkreis Südliche Weinstraße. Vom Kommen und Gehen – Menschliche, Tierische und Pflanzliche Ein- und Auswanderung. Hrsg. Landkreis Südliche Weinstraße. 320 Seiten. 9,50 €.