Bir­git Heid.
Foto: Peter Her­zer

Am 12. Juni stell­ten drei Autoren und Autorin­nen der Grup­pe „Wort­schatz” Tex­te vor, die aus einer Schreib­werk­statt am 12. April in Godram­stein resul­tier­ten.
Den Rah­men bil­de­te „Land­au liest ein Buch”. Das dies­jäh­ri­ge Werk heißt „Alte Sor­ten” von Ewald Are­nz. Der Roman han­delt von sehr unter­schied­li­chen Frau­en. Eine rebel­li­sche Abitu­ri­en­tin zieht zu einer älte­ren unge­wöhn­li­chen Bäue­rin auf deren Hof. Die herr­li­che Natur ent­schleu­nigt die See­len und hilft bei der Bewäl­ti­gung von Schat­ten aus der Ver­gan­gen­heit.
Das offi­zi­el­le Ope­ning im Haus am West­bahn­hof fand am Vor­tag, den 11. Juni statt.
Die Lesen­den ver­wen­de­ten Buch­zi­ta­te aus „Alte Sor­ten” jeweils als Über­schrift, die the­ma­ti­sche Gestal­tung war jedoch völ­lig frei.


Bir­git Heid aus Land­au schil­der­te den beruf­li­chen Wer­de­gang einer jun­gen Schnei­de­rin namens Lena. Sie fer­tig­te erfolg­reich u.a. Loden­män­tel in moder­nen Schnitt für eine Jäger­ge­mein­schaft an, zu der sie dann ein­ge­la­den wird. Das Ritu­al zum Jagd­lehr­ling besteht im Aus­wei­den eines Wild­schweins. Ihre ers­te Hand­lung hör­te sich an, als ob man mit die­ser Sche­re durch dicken Stoff schnitt. Dar­auf­hin ver­lor sie die Besin­nung. Heid’s Text kam wegen der plas­tisch aus­for­mu­lier­ten Details gut beim Publi­kum an.
Die Autorin ist Lei­te­rin der Grup­pe und im Vor­stand des Lite­ra­ri­schen Ver­eins der Pfalz.

Frig­ga Pfirr­mann
erzähl­te in bio­gra­fi­scher Fär­bung vom Tod des Groß­va­ters und weck­te Erin­ne­run­gen des damals noch klei­nen Mäd­chen an die gemein­sa­me Zeit – teils idyl­lisch im Schre­ber­gar­ten mit Bach­lauf, die Enkel durf­ten von den Früch­ten naschen, wie sie woll­ten. Dem ehe­ma­li­gen Eisen­bah­ner schmeck­ten irgend­wann sei­ne Ziga­ret­ten nicht mehr, er krän­kel­te, muss­te auf­wän­dig gepflegt wer­den. Die Fünf­jäh­ri­ge nahm dann Abschied vom auf­ge­bahr­ten Opa im guten Anzug in der Lei­chen­hal­le – sie hat­te noch nie einen Toten gese­hen. Als Erwach­se­ne fand sie Trost in der Grab­pfle­ge der Anver­wand­ten auf dem Fried­hof. 
Pfirr­mann ist auch für ihre Col­la­gen bekannt. 2024 gestal­te­te sie den Lyrik-Band „ein wir­bel um nichts” von Hel­mund Wie­se.

Jupp Distl
 aus Godram­stein war mit einer melan­cho­li­schen Geschich­te um eine jun­ge Frau ver­tre­ten, die sich in einen beson­ders attrak­ti­ven Mann ver­lieb­te und für ein paar Wochen zu ihm zog. Doch ihre Wel­ten sind zu ver­schie­den, auch ist er untreu. Sie beschloss, sei­ne unor­dent­li­che Dach­woh­nung heim­lich zu ver­las­sen, was sie zuvor noch auf­rei­zend emp­fand. Fast geräusch­los zog sie den Ruck­sack über und mach­te sich wenig spä­ter in der müf­fe­li­gen U‑Bahn noch­mals Gedan­ken. Drau­ßen setz­te der Regen ein, was erlö­send wirk­te. Einen Anruf von ihm wür­de sie nicht mehr anneh­men. Distl besitzt eine kräf­ti­ge Stim­me, mit der auch „lei­se” Pas­sa­gen ver­ständ­lich wirk­ten.


Das Duo Habas­co mit Micha­el Heid (Mund­har­mo­ni­ka) und Chris­toph Luc­zak (Kon­tra­bass) gefiel durch den Kon­trast in der unge­wohn­ten Zusam­men­set­zung. Jazz-Bear­bei­tun­gen wie Just the two of us und Black Orpheus waren zu hören.

Trotz der hohen Tem­pe­ra­tu­ren drau­ßen waren die Tische im Kul­tur­Can­ti­na gut besetzt. Die Gäs­te schie­nen zufrie­den mit den abwechs­lungs­rei­chen Bei­trä­gen.