durch die Gruppe Wortschatz. Der Autorengruppe Wortschatz (Literarischer
Verein der Pfalz) unter Leitung von der 1. Vorsitzenden Birgit Heid gelang
eine kurzweilige Nachmittagsstunde, die sowohl für Kinder als auch für den
anspruchsvollen Gast passende Texte parat hatte. Die Beiträge entstammten
allesamt einem literarischen Adventskalender in Heftform, inzwischen in der
4. Ausgabe. 24 Gedichte und Geschichten sind enthalten, diese bieten ein
breites Spektrum aktueller Dichtkunst.Maria Theresia Gauß aus Wörth inspirierte die Gäste mit ihrer
Kurzgeschichte „Geschenk ohne Hightech”. Der inzwischen der Kindheit
entwachsene Jonas bekommt von seinem Uropa Albert eine alte leere Metallbox
geschenkt. Davon ist er selbstverständlich enttäuscht. Aber Albert weiß
eine spannende Geschichte dazu. 1942 wurde er zur Kriegsmarine eingezogen
und erlebte sein erstes gefährliches Abenteuer. In der besagten Kiste
bewahrte er sorgsam Kekse für Weihnachten auf. Nach einem plötzlichen
Angriff rettete diese ihm wundersam das Leben. Jonas, ein wenig beschämt,
weiß das Geschenk nun sehr zu schätzen.
Lilo Beil las zunächst das lustige Gedicht „Wunschzettel der Tiere” und
dann eine bedrückend ernste Geschichte namens „Der Nussknacker”, welche in
der Nazizeit spielt. Die gut 10 jährige jüdische Lea und ihre Mutter
bereiten sich auf ihre „Reise in den Osten” vor, eine für das Kind
schonende Erklärung. Nur noch wenige Menschen halten ihnen heimlich die
Freundschaft. In Wirklichkeit werden sie zu einem Ghetto oder KZ
abtransportiert, der Vater ist schon abgeholt worden.
Beil, bekannt für ihre vielen Kriminalromane, schrieb hier ein sensibles
Prequel für das rot gekleidete Mädchen vom vielfach prämierten Film
„Schindlers Liste” von Steven Spielberg. Die Autorin selbst zeigte sich
nach dem Vortrag wie die Hörer deutlich betroffen.
Die Pfarrerstochter Lilo Beil wurde in Klingenmünster geboren und besuchte
das Neusprachliche Gymnasium in Landau (heute Max-Slevogt-Gymnasium). Beil
studierte Anglistik und Romanistik in Heidelberg und wohnt heute mit ihrem
Mann in Birkenau-Hornbach in Hessen.
Einen schönen Brauch brachte der Mundartdichter Heinz Ludwig Wüst aus
Gleisweiler mit. Seine Kurzgeschichte „Kleiner Nikolaus” nahm die Gäste auf
Zeitreise. In Speyer gingen einst Kinder verkleidet raus, um sich in
Geschäften und Häusern ein paar Münzen und Essen zu ergattern: „Ich bin en
armer Sünder, hab neununneunzich Kinder, wann ich hääm kumm, hab net viel,
do krieg ich se mit’m Besestil”. Irgendwann endete der Brauch – schade,
schade…
Wüst wies auf die Quelle hin, der Volkskundler Helmut Seebach
(Bachstelz-Verlag Queichhambach) hat sie in einem Buch verewigt. Seebach
war u.a. Mitinitiator der Pfälzischen Poetenfeste des Lit. Vereins wie auch
Schöpfer des ersten öffentlichen Bücherschranks und Literamaten in der
Pfalz.
Birgit Heid aus Landau-Godramstein erhielt 2022 ein Stipendium des Landes
Rheinland-Pfalz für ihr Roman-Manuskript über das Leben von Monika Mann,
ungeliebte Tochter von Nobelpreisträger Thomas Mann. Daraus stellte sie
eine Episode mit dem Titel „Ein Winter in Los Angeles, 1948” vor. Monika
Mann versucht, vereinsamt in ihrer kleinen Wohnung, eigene Texte zu
verfassen, wobei sie guten Rat bzgl. des Schreibstils von ihrer Freundin
Therese erhält. Das stärkt auch ihr Bewusstsein für ihre Persönlichkeit.
Sie besucht ihren ebenfalls berühmten Onkel Heinrich, welcher aber unter
prekären Umständen lebt. Ihr gelingt eine Aufmunterung, ein Käsekuchen im
Sinne der Familientradition ist dabei hilfreich. Schließlich werden
gemeinsame Pläne geschmiedet, wie der Besuch des Grabes seiner zweiten Frau
Nelly, auch überlegt sich Monika, ob sie mit ihm Weihnachten feiert, unter
Palmen und unangenehm hohen Temperaturen.
Heid verfasste eine plastisch wirkende Schilderung auf dem Weg zu guten
Momenten und Begegnungen.
Katrin Sommer, Beirätin der Stadt Landau für Literatur, trug ihr Gedicht
„Weihnachten” vor. Metrisch, mit schönen Reimen kam es gut bei den Hörern
an. Insbesondere der melodische Anfang: „Der Stille lauschen nach des
Schnees Fall / Verbannt sind anderer Klänge Schall” – was sich gut vertonen
ließe.
Steffi Partmann (Altblockflöte) musste leider absagen, dafür kamen
weihnachtliche Lieder vom Band.
Das tat der besinnlichen bis heiteren Stimmung keinen Abbruch, alle Stühle
im Raum waren besetzt.
Weitere Adventslesungen des Vereins finden am 10.12. in der Kunstgilde Bad
Bergzabern und am 14.12. im amWebEnd Kaiserslautern statt.