Advents­le­sung „Bar­ba­ra­zwei­ge” am Sams­tag, den 2.12. in der Kul­tur­Can­ti­na
durch die Grup­pe Wort­schatz. Der Autoren­grup­pe Wort­schatz (Lite­ra­ri­scher
Ver­ein der Pfalz) unter Lei­tung von der 1. Vor­sit­zen­den Bir­git Heid gelang
eine kurz­wei­li­ge Nach­mit­tags­stun­de, die sowohl für Kin­der als auch für den
anspruchs­vol­len Gast pas­sen­de Tex­te parat hat­te. Die Bei­trä­ge ent­stamm­ten
alle­samt einem lite­ra­ri­schen Advents­ka­len­der in Heft­form, inzwi­schen in der
4. Aus­ga­be. 24 Gedich­te und Geschich­ten sind ent­hal­ten, die­se bie­ten ein
brei­tes Spek­trum aktu­el­ler Dicht­kunst.Maria The­re­sia Gauß aus Wörth inspi­rier­te die Gäs­te mit ihrer
Kurz­ge­schich­te „Geschenk ohne High­tech”. Der inzwi­schen der Kind­heit
ent­wach­se­ne Jonas bekommt von sei­nem Uropa Albert eine alte lee­re Metall­box
geschenkt. Davon ist er selbst­ver­ständ­lich ent­täuscht. Aber Albert weiß
eine span­nen­de Geschich­te dazu. 1942 wur­de er zur Kriegs­ma­ri­ne ein­ge­zo­gen
und erleb­te sein ers­tes gefähr­li­ches Aben­teu­er. In der besag­ten Kis­te
bewahr­te er sorg­sam Kek­se für Weih­nach­ten auf. Nach einem plötz­li­chen
Angriff ret­te­te die­se ihm wun­der­sam das Leben. Jonas, ein wenig beschämt,
weiß das Geschenk nun sehr zu schät­zen.

Lilo Beil las zunächst das lus­ti­ge Gedicht „Wunsch­zet­tel der Tie­re” und
dann eine bedrü­ckend erns­te Geschich­te namens „Der Nuss­kna­cker”, wel­che in
der Nazi­zeit spielt. Die gut 10 jäh­ri­ge jüdi­sche Lea und ihre Mut­ter
berei­ten sich auf ihre „Rei­se in den Osten” vor, eine für das Kind
scho­nen­de Erklä­rung. Nur noch weni­ge Men­schen hal­ten ihnen heim­lich die
Freund­schaft. In Wirk­lich­keit wer­den sie zu einem Ghet­to oder KZ
abtrans­por­tiert, der Vater ist schon abge­holt wor­den.
Beil, bekannt für ihre vie­len Kri­mi­nal­ro­ma­ne, schrieb hier ein sen­si­bles
Pre­quel für das rot geklei­de­te Mäd­chen vom viel­fach prä­mier­ten Film
„Schind­lers Lis­te” von Ste­ven Spiel­berg. Die Autorin selbst zeig­te sich
nach dem Vor­trag wie die Hörer deut­lich betrof­fen.
Die Pfar­rers­toch­ter Lilo Beil wur­de in Klin­gen­müns­ter gebo­ren und besuch­te
das Neu­sprach­li­che Gym­na­si­um in Land­au (heu­te Max-Sle­vogt-Gym­na­si­um). Beil
stu­dier­te Anglis­tik und Roma­nis­tik in Hei­del­berg und wohnt heu­te mit ihrem
Mann in Bir­ken­au-Horn­bach in Hes­sen.

Einen schö­nen Brauch brach­te der Mund­art­dich­ter Heinz Lud­wig Wüst aus
Gleis­wei­ler mit. Sei­ne Kurz­ge­schich­te „Klei­ner Niko­laus” nahm die Gäs­te auf
Zeit­rei­se. In Spey­er gin­gen einst Kin­der ver­klei­det raus, um sich in
Geschäf­ten und Häu­sern ein paar Mün­zen und Essen zu ergat­tern: „Ich bin en
armer Sün­der, hab neun­un­neun­zich Kin­der, wann ich hääm kumm, hab net viel,
do krieg ich se mit’m Bese­stil”. Irgend­wann ende­te der Brauch – scha­de,
scha­de…
Wüst wies auf die Quel­le hin, der Volks­kund­ler Hel­mut See­bach
(Bach­s­telz-Ver­lag Queich­ham­bach) hat sie in einem Buch ver­ewigt. See­bach
war u.a. Mit­in­itia­tor der Pfäl­zi­schen Poe­ten­fes­te des Lit. Ver­eins wie auch
Schöp­fer des ers­ten öffent­li­chen Bücher­schranks und Litera­ma­ten in der
Pfalz.

Bir­git Heid aus Land­au-Godram­stein erhielt 2022 ein Sti­pen­di­um des Lan­des
Rhein­land-Pfalz für ihr Roman-Manu­skript über das Leben von Moni­ka Mann,
unge­lieb­te Toch­ter von Nobel­preis­trä­ger Tho­mas Mann. Dar­aus stell­te sie
eine Epi­so­de mit dem Titel „Ein Win­ter in Los Ange­les, 1948” vor. Moni­ka
Mann ver­sucht, ver­einsamt in ihrer klei­nen Woh­nung, eige­ne Tex­te zu
ver­fas­sen, wobei sie guten Rat bzgl. des Schreib­stils von ihrer Freun­din
The­re­se erhält. Das stärkt auch ihr Bewusst­sein für ihre Per­sön­lich­keit.
Sie besucht ihren eben­falls berühm­ten Onkel Hein­rich, wel­cher aber unter
pre­kä­ren Umstän­den lebt. Ihr gelingt eine Auf­mun­te­rung, ein Käse­ku­chen im
Sin­ne der Fami­li­en­tra­di­ti­on ist dabei hilf­reich. Schließ­lich wer­den
gemein­sa­me Plä­ne geschmie­det, wie der Besuch des Gra­bes sei­ner zwei­ten Frau
Nel­ly, auch über­legt sich Moni­ka, ob sie mit ihm Weih­nach­ten fei­ert, unter
Pal­men und unan­ge­nehm hohen Tem­pe­ra­tu­ren.
Heid ver­fass­te eine plas­tisch wir­ken­de Schil­de­rung auf dem Weg zu guten
Momen­ten und Begeg­nun­gen.

Kat­rin Som­mer, Bei­rä­tin der Stadt Land­au für Lite­ra­tur, trug ihr Gedicht
„Weih­nach­ten” vor. Metrisch, mit schö­nen Rei­men kam es gut bei den Hörern
an. Ins­be­son­de­re der melo­di­sche Anfang: „Der Stil­le lau­schen nach des
Schnees Fall / Ver­bannt sind ande­rer Klän­ge Schall” – was sich gut ver­to­nen
lie­ße.

Stef­fi Part­mann (Alt­block­flö­te) muss­te lei­der absa­gen, dafür kamen
weih­nacht­li­che Lie­der vom Band.
Das tat der besinn­li­chen bis hei­te­ren Stim­mung kei­nen Abbruch, alle Stüh­le
im Raum waren besetzt.

Wei­te­re Advents­le­sun­gen des Ver­eins fin­den am 10.12. in der Kunst­gil­de Bad
Bergza­bern und am 14.12. im amWe­bEnd Kai­sers­lau­tern statt.